Jahrbuch 2006: „Start im Vertrauen auf Gottes Weggeleit“

… ist als Überschrift über dem Jahrbuch des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben für das Jahr 2006 zu lesen. Darin berichten zahlreiche Autoren über ihre „Neuanfänge in der Zerstreuung“.

Das letzte von Kurt Franchy redigierte Jahrbuch bringt, wie in jedem der bisher 50 erschienenen Jahrbücher einen geistlichen Teil, und den Jahreskalender samt den Namenstagen. Berichte über die Neuanfänge in verschiedensten Berufen und an sehr unterschiedlichen Stellen, dazu Sagen und das Gesamtinhaltsverzeichnis der Jahrbücher von 1986 bis einschließlich 2005, machen das Buch zu einer aufschlussreichen und interessanten Lektüre.

Das Jahrbuch kann bei Dekan i. R. Hermann Schuller, Nelken-Str. 5 in 68309 Mannheim bestellt werden. Preis: 9,– € zusätzlich Versandkosten.

Honterus Chor: „Tanz, Theater und Gesang …“

… mit diesem großen Programm empfing der Honterus-Chor Drabenderhöhe am 19. November 2005 seine Gäste zum traditionellen „Katharinenball“ mit dem Lustspiel in 3 Bildern „Der Gezkruegen“ von Karl Gustav Reich.

Seit 32 Jahren führt die Theatergruppe des Honterus-Chores ein lustiges, sächsisches Theaterstück zum Katharinenball auf. Der „Gezkruegen“ wurde nun zum dritten Mal aufgeführt und begeisterte auch diesmal wieder die Zuschauer. Enni Janesch (aus Stein) führte Regie und sorgte aus dem Soufflierkasten dafür, dass die Darsteller ihr Stichwort nicht verpassten.

Wenn jemand die Meinung vertritt, diese in siebenbürgisch-sächsischer Mundart geschriebenen Theaterstücke seien doch nun wirklich überholt, so kann man darauf nur erwidern: Die Sprache ist vielleicht alt, verrät aber, woher die Siebenbürger kommen. Das Thema, um das es in diesem mundartlichen Stück geht, ist so aktuell wie eh und jeh. Und wenn 12 Chormitglieder aus 10 unterschiedlichen Gemeinden Siebenbürgens ihre Rollen sprechen, ist allein schon durch die verschiedenen Dialekte für Humor gesorgt. Ich denke jeder in Deutschland kennt den Werbeslogan „Geiz ist geil …“, obwohl diese Aussage nur als negativ empfunden werden kann, da sie nicht unseren Grundwerten entspricht. Sparsam ist gut – aber Geiz?!

Und wenn die „arme“ Wittfrau Hennengän – gespielt von Gerda Gusbeth aus Mediasch – ihr mühsam gespartes Geld als einzige Freude in dieser Welt ansieht, so ist das zwar im ersten Augenblick lustig aber im Endeffekt doch recht traurig, denn sie schließt sich durch ihr so konsequent durchgeführtes Sparen aus der Gemeinschaft aus und macht sich dadurch auch noch zum Gespött im Dorf.

Dies zeigen alle die Szenen, in denen Nachbarn kommen, um Hilfe für den Kindergarten (Tartlerän – gespielt von Ilse Bartesch aus Roseln), für die Schule (Girresch – gespielt von Georg Amser aus Mediasch) oder für eine andere Gemeinde (Fielk gespielt von Helmut Depner aus Helsdorf), denen der Hagel das Getreide zerschlagen hat, bitten.

Auch heute noch könnte man vielen Menschen sagen, wenn sie um Brot bitten: „Denkst du, man muss immer essen? Man soll sich nur nicht viel bewegen, dann braucht man auch nicht zu essen.“ (Bettler – gespielt von Georg Janesch aus Marienburg). Selbst ihre eigene Tochter hält sie so kurz, dass sich diese wundert: „Sind wir wirklich so arm?“

Natürlich darf in einem Mundartstück eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Diese Rollen übernahmen Hans Herberth aus Großprobstdorf als Hans der Schuster und Sohn von Mellner sowie Franka Hihn aus Frauendorf als Kathi, Tochter der Hennengän. Die Mutter von Kathi – die Witfrau Hennengän – ist absolut gegen die Freundschaft mit Hans. Es entspricht ihrer Einstellung zum Geld, dass sie so einen armen Schlucker nicht als Schwiegersohn will.

Kathi soll einen reichen Bauern heiraten. Kathi liebt aber nur Hans und die beiden finden immer wieder eine Möglichkeit sich zu treffen. So auch als eines sonntags Hans zu ihr nach Hause kommt, als die Mutter gerade weg ist. Aber Kathi ist so unruhig, sie hat ständig Angst die Mutter könnte zurückkommen und sie beide finden und so ist es dann auch. Die Mutter ist vor dem Haus, aber wie soll sich Hans unsichtbar machen? Liebe macht erfinderisch.

Er versteckt sich in einer Truhe und Kathi wird von der Mutter – ob sie will oder nicht – zur Nachbarin geschickt einen sehr kleinen Geldbetrag, den sie dieser geborgt hatte, zurückzufordern. Hennengän will aber nur allein sein, um weiter ihr Geld zählen zu können. Natürlich weiß sie nicht, dass sie hierbei doch (aus der Truhe heraus) beobachtet wird und somit alle ihre Geldverstecke verrät. Kathi kommt zurück und ruft, um die Mutter aus dem Wohnzimmer zu bekommen, das Schwein vom Nachbarn wäre in ihrem Garten. Natürlich rennt die Mutter hinaus und Kathi kann ihren Hans aus der Truhe befreien und er verlässt schnell das Haus, bevor Hennengän wütend zurückkommt, weil ja überhaupt kein Schwein im Garten war.

Szenenwechsel – Wohnzimmer (Werkstatt) vom Mellner (gespielt von Reinhard Wellmann aus Maniersch) und seinem Sohn Hans (Schuster).

Es kommt ein Mann herein und stellt sich als Pietro Anghellini, Italiener, vor (gespielt von Günther Schuller aus Helsdorf). Hans ruft den Vater, weil er weiß, dass dieser im Krieg in Italien war und ein wenig italienisch spricht. Mellner (Vater) freut sich und begrüßt den Gast in seiner Heimatsprache, doch dieser versteht ihn überhaupt nicht. Er hat vielmehr die Ausrede, sie hätten zu Hause meist englisch gesprochen.

Mellner war ein weit gereister Mann und vor dem Krieg in Amerika. Er ist hoch erfreut, sein Englisch anwenden zu können. Doch wieder nichts. Der „Italiener“, der auch ein Zauberer sein will, versteht wieder nichts und ist inzwischen so verzweifelt, dass er in seine wirkliche Muttersprache, nämlich Sächsisch, fällt. Nun erzählt er sein Leben und wie er zu diesem Beruf als Zauberer und Wahrsager gekommen ist. Er hat bei einem anderen gesehen, wie man ohne Arbeit zu Geld kommen kann, wenn man die Dummheit der Leute ausnutzt. Aber sonst hätte er noch nie etwas böses getan. Der Vater will ihn herauswerfen. Aber Hans hat eine Idee, die er dem Vater aber noch nicht verrät. Er verlässt mit dem „Italiener“ den Raum. Nun erscheinen nach und nach drei Nachbarinnen mit ihren Schuhen, die getoppelt werden sollen.

(Nachbarinnen: Tartlerän wieder gespielt von Ilse Bartesch, Zeimesän – gespielt von Christine Rochus aus Abstdorf und die Klöcknerän gespielt von Melita Knecht aus Zied). Im Grunde hat sie aber die Neugierde ins Haus gebracht. In einem kleinen Dorf fällt ein Fremder natürlich sofort auf und es kursieren die wildesten Gerüchte, wer er sein könnte – Fazit: Es wäre der Bruder vom Mellner aus Budapest.

Hans erkennt ihre Neugierde und macht sich einen Spaß daraus. Wenn sie schweigen können, will er ihnen alles erzählen. Er erzählt ihnen von dem Zauberer Pietro Anghellini und das dieser mit seinem Zauberstab feststellen könnte, wo Geld ist.

Szenenwechsel – Wohnzimmer der Hennengän

Sie hat zu einer Vorstellung in ihr Haus eingeladen, weil sie möchte, dass der Zauberer – wie er sagte – Geld bei ihr im Garten finden könnte. Alle mussten natürlich Eintritt zahlen. Und nun unterhält Petro Angelini die Nachbarn mit allerlei Zaubertricks. Hennengän ist die ganze Zeit aufgeregt und wartet darauf, dass der Zauberer in den Garten geht, um Geld zu suchen, was dort „blühen“ soll. Endlich ist es so weit und der Zauberstab findet wirklich versteckt Münzen im Garten. Hennengän möchte aber noch weiter suchen, um noch mehr Geld zu finden. Der Zauberstab findet nun das von ihr selbst versteckte und von ihr gesparte Geld.

Sie ist verzweifelt, er soll aufhören, denn sie will ja, dass niemand weiß wie reich sie wirklich ist. Nun erst schämt sie sich „Oh, diese Schande ….“. Hans ist nun eine Erklärung schuldig. „Alles was sie gesehen haben, hat mit Zauberei nichts zu tun. Das einzige was passiert ist, ist das jemand von seinem Geiz kuriert wurde.“

Pietro Anghellini nimmt der Hennengän die Hälfte vom gefundenen Geld – wie vorher ausgemacht. Sie ist verzweifelt und fleht und weint. Er nimmt sich das Geld nicht selbst, sondern gibt es Hans und der glücklichen Kathi zur Hochzeit – happy end – wie schön.

Hennengän bestraft Hans damit, dass er sie nun ein ganzes Leben lang als Schwiegermutter hat. Der Zauberer aber sagt den Nachbarn, sie sollen nicht so abergläubig sein und alles glauben, was man ihnen erzählt. Fazit: „Nur da blüht das Geld, wo die Leute fleißig sind und arbeiten.“

Zum Schluss bedankte sich der Landesvorsitzende Harry Janesch beim Honterus-Chor und den Theaterspielern. Er hob das besondere Engagement des Chores im Kulturleben der Kreisgruppe Drabenderhöhe hervor. Dann ging der Tanz los! Die Melzer-Band sorgte mit ihrer flotten Musik bis in die frühen Morgenstunden für gute Stimmung.

Helga Bosch

Eine Bilderserie finden Sie auf www.melzerband.de