„Puer natus“ – Weihnachtliches Brauchtum aus Scharosch in Siebenbürgen im Robert-Gassner-Hof

„Lasst uns freuen und jubilieren,
mit den Engeln triumphieren
in diesem neuen Jahr, in diesem neuen Jahr.
Christ den Herrn König zu ehren in diesem neuen Jahr.“

Der Adele-Zay-Hilfsverein, das Haus Siebenbürgen Drabenderhöhe, Alten- und Pflegeheim, die Kreisgruppe Drabenderhöhe und die Scharoscher HOG hatten zu der nun seit fünf Jahren stattfindenden Brauchtumsveranstaltung „Puer natus- Ein Kind ist uns geboren“ eingeladen. Trotz des starken Schneefalls hatten sich zahlreiche Landsleute eingefunden. Als die Bläser des Blasorchesters Siebenbürgen unter der Leitung von Jürgen Poschner mit „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ vom Turm der Erinnerung anstimmten, hörte auch das Schneetreiben auf.

Die Kreisvorsitzende, Enni Janesch begrüßte die Mitgestalter und die Anwesenden. Nun erklangen die mittelalterlichen Gesänge, abwechselnd in lateinischer und deutscher Sprache, begleitet von der Kapelle.

In seiner Ansprache führte Pfarrer i. R: Kurt Franchy aus:

„Liebe Freunde,
heute haben wir wieder einen wunderschönen Winterabend. Der Schnee bedeckt das Land, es ist kalt und wir feiern, wie in früheren Zeiten in Siebenbürgen „Puer natus“- Ein Kind ist uns geboren. In Bethlehem war es sicher nicht so frostig kalt, wie heute bei uns. Aber heute will ich uns an eine sehr kalte Zeit erinnern. Die Zeit als unsere Landsleute aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern vertrieben wurden. Da flüchteten auch unzählige junge Frauen, werdende Mütter mit Kindern, die sie monatelang unter ihrem Herzen getragen hatten. Viele brachten ihr Kind auf der Straße, in Schnee und Eis zur Welt. Die Kinder kamen buchstäblich in eine Welt voll von menschlicher Kälte, Krieg, Leiden und Tod. Sie hatten keinen warmen Raum, keine Herberge, wie Jesus einst. Viele kleine Geschöpfe erstarrten in jenem Winter und blieben irgendwo zurück.

Aus Schlesien stammt der fromme Mann, genannt Angelus Silesius, der im 17. Jahrhundert gesagt hat: „Und wäre Christus tausend Mal geboren, und nicht in dir, du wärest doch verloren“. Er lässt uns heute wissen, dass unsere Weihnachtsfeiern, die schönen Bräuche, Lieder und Lichter vergeblich sind, wenn das Christuskind nicht in unserem Herzen geboren wird. Kein Glühwein, keine Stimmung für drei Tage, nichts vertreibt die Kälte dieser Welt, wenn Christus nicht in uns drinnen, in unserem Innersten, dem Herzen, wohnt. Wahres Leben erstarrt unter uns, wird egoistisch, unbarmherzig. Wir kennen doch so viel menschliche Kälte. Es gäbe auch hier, bei den Menschen hinter den Fenstern nur unerträglich verhärmte Mienen der Pflegerinnen und Gepflegten. Wo aber der Herr Jesus Christus nicht draußen bleibt, sondern die Herzen erfüllt und bewegt, da zieht Freude und Frieden, Verständnis und Hilfsbereitschaft füreinander ein. Da werden das Alter, Schwäche und Gebrechlichkeit, ja selbst das Leiden, und der unvermeidliche Tod erträglich. Darum ist das Wort des Angelus Silesius so wahr.

Darum beten wir mit dem Lied Nr. 1 unseres Gesangbuches, letzte Strophe: „Komm, o mein Heiland Jesus Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“

Der Heimleiter, Fritz Barth, las anschließend die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vor. Nach dem gemeinsamen Gesang von Weihnachtsliedern dankte die Kreisgruppenvorsitzende allen, die zum Gelingen dieser besinnlichen und zu Herzen gehenden Veranstaltung beigetragen hatten.

Zum Schluss überraschte das Blasorchester uns alle mit dem aus Österreich stammenden „Andachtsjodler. Die Scharoscher dankten den Musikern mit einem Eimer Wein und selbstgebackenen Krapfen.

Die siebenbürgische Volkstanzgruppe hatte Hanklich, Schmalzbrote und wärmenden Glühwein vorbereitet. Gerne wurde das Angebot angenommen und bei länger andauernden Gesprächen genossen.

Enni Janesch

Die nachfolgende Bilderserie wird Ihnen präsentiert von:

Zum Vergrößern der Fotos bitte Vorschaubilder anklicken.

Bild 01 vergrößern Bild 02 vergrößern Bild 03 vergrößern Bild 04 vergrößern Bild 05 vergrößern Bild 06 vergrößern Bild 07 vergrößern Bild 08 vergrößern Bild 09 vergrößern Bild 10 vergrößern Bild 11 vergrößern Bild 12 vergrößern Bild 13 vergrößern Bild 14 vergrößern Bild 15 vergrößern Bild 16 vergrößern Bild 17 vergrößern Bild 18 vergrößern Bild 19 vergrößern Bild 20 vergrößern Bild 21 vergrößern Bild 22 vergrößern Bild 23 vergrößern Bild 24 vergrößern Bild 25 vergrößern Bild 26 vergrößern Bild 27 vergrößern Bild 28 vergrößern Bild 29 vergrößern Bild 30 vergrößern Bild 31 vergrößern Bild 32 vergrößern

Fotos: Christian Melzer

Beitrag teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert