Drabenderhöhe ist kein gewöhnlicher Ort in Nordrhein-Westfalen, sondern für viele auch ein Identitätsraum, ein Stück Siebenbürgen auf deutschem Boden, geprägt von Sprache, Symbolen, Architektur, Grabsteinen und Straßennamen, die bis heute sichtbar von der Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen erzählen. Wie tief diese Symbolik in der Alltagslandschaft verwurzelt ist, hat nun ein wissenschaftliches Projekt eindrucksvoll dokumentiert.
Christopher Borger, Student im Seminar „Rumänische Sprache, Kultur und Geschichte außerhalb Rumäniens: Verwandtschaften, Migrationen und (Re-)Konstruktionen von Zusammengehörigkeit“ unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Valeska Bopp-Filimonov (Universität Jena), besuchte im Wintersemester 2024/25 Drabenderhöhe – nicht nur aus akademischem, sondern auch aus persönlichem Interesse. Begleitet wurde er von seinem Bruder, dem Fotografen Alexander Borger.

Ziel war die Anwendung der soziolinguistischen Methode der Linguistic und Semiotic Landscapes, bei der untersucht wird, wie Sprache, Symbole und Zeichen im öffentlichen Raum Identität sichtbar machen. Besonders in Drabenderhöhe – der bedeutendsten siebenbürgisch-sächsischen Siedlung in Deutschland – bietet sich dieses Forschungsfeld in einzigartiger Weise an.

Die Rumänistik der Universität Jena informierte nun darüber, dass alle im Rahmen dieses Projektes entstandenen Fotos auf der europäischen Open Science-Plattform Zenodo veröffentlicht wurden. Finanziert von der Europäischen Kommission, dient Zenodo der freien wissenschaftlichen Nutzung und Langzeitarchivierung von Forschungsdaten.

Über 100 Fotografien dokumentieren eindrucksvoll die sichtbare siebenbürgisch-sächsische Kultur im Ortsbild – darunter: Straßenschilder mit siebenbürgischen Ortsnamen, Symbolik auf dem Friedhof, das Siebenbürger Altenheim, die Siebenbürgen-Wappen an Häusern und Autos, Beschilderungen im Supermarkt und im öffentlichen Raum.

Die Fotos wurden im März 2025 aufgenommen und zeigen, wie lebendig die kulturelle Identität der Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe bis heute im täglichen Umfeld verankert ist.
Semiotic Landscape der Siebenbürgersiedlung in Drabenderhöhe (Straßenschilder & Friedhof)
Beide Datensätze sind wissenschaftlich aufbereitet, eindeutig zitierbar und damit auch für Forschung, Heimatkunde, Unterricht und kulturelle Dokumentation nutzbar.

Dieses Projekt zeigt: Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe lebt nicht nur in Vereinen und Festen weiter, sondern ist tief sichtbar im Ortsbild selbst verankert. Symbole sprechen – und diese Bilder erzählen eine Geschichte von Ankunft, Bewahrung und kultureller Selbstverortung.
Wer sich für siebenbürgisch-sächsische Kultur, Migration, Identitätsforschung oder visuelle Sprachlandschaften interessiert, findet in diesen Bildern ein einzigartiges wissenschaftliches und kulturelles Zeitdokument.

Die Bilder sind nicht nur Forschung – sie laden alle Drabenderhöherinnen und Drabenderhöher ein, den eigenen Ort mit neuen Augen zu betrachten.
Die Universität Jena lädt ausdrücklich zur Nutzung, Weitergabe und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Material ein.

Drabenderhöhe bleibt damit nicht nur Erinnerungsort – sondern lebendiges Forschungsfeld europäischer Kulturgeschichte.