Hans Otto Tittes: Sprachniveau

Hans Otto Tittes Sprachniveau
von Hans Otto Tittes

Manch Arzt meint, jeder Kranke muss,
was er, der Arzt, als Medicus
ihm, dem Patienten, sagt im Zimmer,
versteh’n und das natürlich immer,
nicht nur akustisch – auch mental –
doch das geschieht recht selten mal.

Weil eine Sprache er gebraucht,
latein und griechisch angehaucht,
ohne zu merken, dass der Kranke,
ob Sachse, Hesse oder Franke,
nur ’n Bruchteil hat, auch wenn er wollte,
von dem verstanden, was er sollte.

Wenn’s heißt, dass sonographisch ist
nichts nachzuweisen, doch man müsst‘
rektal (natürlich endoskopisch),
eventuell auch gastroskopisch
eine PE entnehmen — dann

weiß der Patient von vornean
soviel als er war noch zu Haus
und gar nicht dacht‘ ans Krankenhaus,
wo er jetzt unterschreibt nach’m X:
Kapiert hat er – so gut wie nix!

Drum wär’s auch gar nicht so verkehrt,
wenn sich manch Arzt vielleicht vermehrt
aufs Sprachniveau von Hinz und Co.
herunterließe sowieso.

Damit der Kranke nicht zum Schluss
manch Schwester/Pfleger fragen muss,
was ihm der Doktor tat erzählen,
und sie auf Deutsch ihm’s dann erklären!

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