Susanne Kräutner: „Schreiben war meine große Leidenschaft. Schlafen war Nebensache“

Susanne Kräutner sitzt in ihrem Wohnzimmer. Vor ihr auf dem Tisch stapeln sich kleine Bücher und Ordner, in denen sie fein säuberlich alles abheftete, was sie in vielen Jahren zu Papier brachte. Lebhaft, mit leuchtenden Augen, erzählt die im siebenbürgischen Bootsch geborene Laienschriftstellerin von Theaterstücken und Singspielen, die sie geschrieben, einstudiert und mit ihren Landsleuten auf die Bühne gebracht hat. „Das hat mich geistig fit gehalten“, so die heute 84jährige.


Susanne Kräutner

„Früh morgens, wenn die Sonne in mein Schlafzimmer schien, hatte ich die besten Ideen. Die Worte purzelten nur so aus meinem Kopf, flossen in die Feder, wurden zu Geschichten, Gedichten, Gebeten und Liedern. Schlafen war Nebensache. Schreiben war meine große Leidenschaft. Unzählige Melodien regten meinen Verstand an, brachten Beruhigung in schweren Stunden.“

„Ein Jahr im Weinberg“, heißt das wohl erfolgreichste Singspiel, das die Theatergruppe des Honterus-Chors in Gummersbach aufführte, als der Verband der Siebenbürger Sachsen sein 60jähriges Bestehen feierte. Freitag, 25., und Samstag, 26. November, wird es von der Theatergruppe des Honterus-Chors im Drabenderhöher Kulturhaus aufgeführt. Lieder, wie „O goldener Siebenbürger Wein“, komponierte und textete Kräutner. Das erstaunliche daran ist, dass Kräutner keine Noten kennt. „Aber alles war in meinem Kopf. Während ich die Texte zu Papier brachte, summte ich schon die Lieder mit. So entstand Melodie für Melodie.“


Das Singspiel „Ein Jahr im Weinberg“ von Susanne Kräutner

„Später habe ich die Lieder dann selbst gesungen und auf Kassette aufgenommen.“ Ihr Cousin Michael Hartig, selbst begeisterter Musiker und aktives Mitglied im Blasorchester Siebenbürgen (wohnhaft im Nösnerland) , arrangierte die Noten passend zu den Texten. Auch der ehemalige Musiklehrer Johann Dengel (†) half dabei.

Mit Stücken aus der Spinnstube, der „Bootscher Hochzeit“ und dem Weinberg bringt Kräutner echtes Brauchtum auf die Bühne. „Es sind Erinnerungen an mein Dorf, an meine Heimat“, sagt die 84jährige, die „die schönsten Jahre daheim“ bei allen lebendig halten möchte. Es sei kein Heimweh, das sie plage, sondern eine innere Verbundenheit mit dem Fleckchen Erde, wo sie das Licht der Welt erblickte und aufgewachsen ist. „Hier in Drabenderhöhe fand ich mit meiner Familie schnell ein geborgenes Zuhause“.

Schon als Kind schrieb Susanne Kräutner Kinderlieder, studierte mit dem Nachwuchs Volkstänze ein. Bereits 1968 veröffentlichte die Zeitschrift Kunst und Kultur ein Portrait von Susanne Kräutner, in dem es unter anderem heißt: „Sie hat ihren Landsleuten sehr viel Schönes geboten im Laufe der Zeit, und das nicht aus irgendeinem Geltungsdrang heraus, sondern einfach aus Freude an der Freude anderer.

Ihr Vater Johann Hartig war Musiker. Er spielte Klavier, seine Töchtern Susanne und Maria sangen dazu. „So waren wir auf den Dörfern bekannt“, erinnert sich Kräutner, die 1978 mit ihrer Familie ins Oberbergische kam. Elf Jahre arbeitete sie noch bei der Firma Sarstedt, wo sie auch als Dichterin für Gelegenheitsverse bekannt wurde. „Auf Bestellung habe ich zu Geburtstagen und für die Weihnachtsfeiern kleine Verse geschrieben. Weihnachtsgedichte gehörten zu meinen liebsten Arbeiten.“

Ursula Schenker

WEIHNACHTSZEIT

Und sinkt sie immer tiefer,
die Sonne auf ihrer Bahn,
dann spüren wir in unseren Herzen,
Adventszeit wieder nah`n.
Die Erde ist erstarrt,
wohl für die Wintersruh´
und leise über Nacht,
deckt weicher Schnee sie zu.
Der Tannenwald glänzt herrlich
im weißen Winterkleid,
die Menschen haben alles
für Weihnachten vorbereit´.
Den Tannenbaum, die Lieder,
das festliche Ehrenmal,
so hell erglänzte Stuben,
vom lichten Kerzenstrahl.
Doch hast du Mensch dein Herze
dem Heiland auch bereit´?
Das wäre wohl das Schönste,
zu stiller Weihnachtszeit.
Blick nicht auf äußeren Glanz und Schein,
der kann nicht Frieden schenken,
lass deine Augen ganz allein,
zur Krippe hin sich lenken.
Dann drücket dich des Lebens Last,
woher kommt Hilf´ und Gnade?
Vom Vater, der gesandt den Gast
Und zeigt die rechten Pfade.
Schau auf das Licht, das heut noch brennt
In stiller heiliger Nacht.
Gott hat´s gesandt der ganzen Welt,
sei nur darauf bedacht.

Susanne Kräutner

Beitrag teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert