Susanne Kräutner wird 90 Jahre alt

Die Liebe zur Heimat, zur Musik und zum Theaterspiel begleitet die Drabenderhöherin Susanne Kräutner bis heute. Immer wieder greift die am 14. Juni 1927 in Botsch/Siebenbürgen geborene alte Dame zum Stift, schreibt Worte auf, „die nur so aus meinem Kopf purzeln und in die Feder fließen“. Worte aus denen Geschichten, Gedichte, Lieder und Theaterstücke wurden. „Das hat mich geistig fit gehalten“, sagt Kräutner lebhaft, die das 90. Lebensjahr vollendet.


Susanne Kräutner – Foto: Christian Melzer

Mit dem Singspiel „Ein Jahr im Weinberg“, der „Botscher Hochzeit“ oder der sächsischen Operette „Die schönsten Jahre daheim“, brachte die Hobbyschriftstellerin Brauchtum auf die Bühne, um „die Erinnerung an mein Dorf, meine Heimat lebendig zu halten“. Damit drücke sie kein Heimweh aus, sondern innere Verbundenheit mit dem Fleckchen Erde, an dem sie das Licht der Welt erblickte und aufgewachsen ist. Seit 1978 wohnt sie mit ihrer Familie in Drabenderhöhe, habe hier schnell ein neues geborgenes Zuhause gefunden. Mit großem Erfolg wurden einige ihrer Stücke von der Theatergruppe des Honterus-Chores unter anderem in Drabenderhöhe, beim Heimattreffen in Dinkelsbühl, im österreichischen Elixhausen und Wels aufgeführt.

Susanne Kräutner war Zeitzeugin von Flucht und Evakuierung im September 1944. Ihre Eindrücke, Erlebnisse und Rückkehr nach Siebenbürgen beschreibt sie in einem kleinen Buch „Botsch nach dem Krieg 1945“, das sie 1992, wie auch andere, im Eigenverlag herausgab. Als in Drabenderhöhe 2016 das 50-jährige Bestehen der Siedlung gefeiert wurde, stand die 89-Jährige auf der Bühne und las aus ihren Erinnerungen an diese schwere Zeit. Voller Respekt erhoben sich nach dem eindrucksvollen Vortrag einige hundert Zuschauer und applaudierten der betagten Zeitzeugin.

„Schreiben ist meine größte Leidenschaft, bringt mir Beruhigung auch in schweren Stunden“, verrät die alte Dame, die noch fast täglich ihre Gedanken zu Papier bringt. Zuletzt schrieb sie: „Das Herz einer Mutter ist ein Diamant“, ein Gedicht eigens für die Muttertagsfeier des Frauenvereins in 2017. Wie so viele Kinder ihrer Generation musste die junge Susanne, geborene Hartig, nach Besuch der Schule der Mutter im landwirtschaftlichen Betrieb helfen: „Ich ackerte mit Pferd und Ochse auf den Feldern.“ Der Vater, Johann Hartig, war als „der Kapellmeister von Botsch“ bekannt. Wegen ihrer schönen Stimmen wurden Susanne und ihre zwei Jahre ältere Schwester Maria die „Botscher Nachtigallen“ genannt, erzählt die 90-Jährige, die gemeinsam mit Vater und Schwester bei Festen und Veranstaltungen auftrat. Schon als junges Mädchen habe sie mit Kindern kleine Theaterstücke und Singspiele improvisiert und einstudiert. Bereits 1968 veröffentlichte eine in Siebenbürgen erscheinende Zeitschrift ein Portrait, in dem es unter anderem heißt: Susanne Kräutner habe ihren Landsleuten sehr viel Schönes geboten und das nicht nur aus irgendeinem Geltungsdrang heraus, sondern einfach aus Freude an der Freude anderer.

1950 heiratete Susanne Ehemann Michael Kräutner, gebar ihm zwei Kinder, Manfred und Susanne, die unter Regie der Mutter ebenfalls auf der Bühne standen. Elf Jahre arbeitete die Jubilarin noch bei der Firma Sarstedt, wo man sie „Dichterin für Gelegenheitsverse“ nannte. Auf Bestellung habe sie zu Geburtstagen, Jubiläen und Weihnachtsfeiern kleine Verse geschrieben.

Ursula Schenker

Hans Otto Tittes: Tiefschwarz

Hans Otto TittesIst es wohl nur abgrundtiefer Pessimismus oder Realität, die dieser Patient hier äußert, fragt Hans Otto Tittes.

Tiefschwarz
von Hans Otto Tittes

Ein alter Mann, dem es schon länger
sehr schlecht geht, sagt zu seinem Freund,
als der ihn fragt nach dem Befinden:
„Ich seh‘ von Unheil mich umzäunt.“

Der Freund, besorgt, hakt nochmals nach.
Drauf kommt die Antwort voller Sorgen:
„Heut geht’s mir schlechter schon als gestern,
doch sicher besser noch als morgen!“

Hans Otto Tittes: Ansichtssache

Hans Otto TittesDie beiden hier Erwähnten sind nicht dieselben wie im vorherigen Gedicht vom 2. Februar 2017, stellt Hans Otto Tittes klar, und zeigt hier kurz, dass im Leben einiges eigentlich Ansichtssache ist:

Ansichtssache
von Hans Otto Tittes

Zwei alte Männer treffen sich.
Der eine fängt gleich an zu klagen:
„Dies Leben taugt wahrhaftig nichts,
ich bin ein Wrack, ich kann’s dir sagen!“

Der Zweite doch entgegnet ihm:
„Wie neugebor’n fühl ich mich regelrecht!
Am Kopf kein Haar, kein Zahn im Mund,
und Pampers trag ich ständig. – Echt!“

Tanzprojekt im Jugendheim Drabenderhöhe

Viele gutgelaunte Mädchen und Jungen im Alter von 5 bis 11 Jahren nutzten die Möglichkeit, am Tanzprojekt im Jugendheim Drabenderhöhe teilzunehmen.

Tanztrainerin Melanie von der Tanzschule Kasel bot alle gerade angesagten Tanzthemen an. So gab es aus den Bereichen „Videoclip/Hip Hop, Jumpstyle und Gardetanz“ schweißtreibende Schnupperstunden. Natürlich bestand in den Pausen auch die Möglichkeit, sich am Büfett mit belegten Brötchen, Früchten und Getränken zu bedienen.

Die Kinder aus Drabenderhöhe und Umgebung genossen nicht nur die tollen Tänze, sondern auch den Austausch untereinander. Wunderbarerweise funktionierte das gemeinsame Tanzen und Spaß haben gleichermaßen über Sprachbarrieren hinweg. Kinder mit und ohne Behinderung genossen den Tag gemeinsam. Bevor zum Abschluss des Tanztages alle eingeübten Choreographien gemeinsam durchgetanzt wurden, tauschten manche Mädchen und Jungen ihre Adressen und Telefonnummern mit den neu gewonnenen Freundinnen und Freunden aus.