Weihnachtsmarkt rund um den Turm der Erinnerung

„Auf dem Weihnachtsmarkt gibt es vieles zu entdecken, auf dem Weihnachtsmarkt duftet es an allen Ecken. Auf dem Weihnachtsmarkt da ist es schön…!“ Mit hellen Stimmen und in freudiger Erwartung, denn gleich soll der Nikolaus kommen, eröffnet der Kinderchor „Drabenderhöher Spatzen“ unter Leitung von Regine Melzer das bunte Treiben im Robert-Gassner-Hof.


Foto: Christian Melzer

Mit Nikolausmützen auf dem Kopf stehen die Kleinen vor dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum und hoch oben am Turm der Erinnerung brennen an allen vier Ecken rote Kerzen. Und als dann endlich der Nikolaus kommt und die Frage aller Fragen stellt: „Seid ihr auch alle brav gewesen?“, nicken einige der Pänz eifrig während andere ganz nervös an ihren Fingern kneten. Aber: der gute Nikolaus verteilt an alle Kinder ein Päckchen mit Süßigkeiten, auch an diejenigen, die nicht mitgesungen haben.

„Alle Jahre wieder.. .“ so beginnt eines der bekanntesten Weihnachtslieder, dessen Text Wilhelm Hey 1837 verfasste, und mit diesen Worten begrüßte Ulrike Horwath, Vorsitzende des Adele-Zay-Vereins, die vielen Besucher zum Auftakt des Weihnachtsmarktes, der seit vier Jahren auf dem Gelände des Altenheims Siebenbürgen-Drabenderhöhe in Zusammenarbeit mit der Kreisgruppe stattfindet. In und um das Altenheim herum sorgten Aussteller für weihnachtliche Atmosphäre. Der Duft von Glühwein, Baumstrietzel, gegrillter Wurst und Mici erfüllte die Luft. Ein Erlebnis ist der Weihnachtsmarkt auch für die Bewohner des Altenheims, die gleich mitten drin sind und das Geschehen sichtlich genießen. „Das ist wunderschön“ sagt eine alte Dame und betrachtet mit leuchtenden Augen und einem Lächeln im Gesicht die Umgebung.

Leise fallen Schneeflocken vom Himmel als am Sonntag nach dem Kirchgang das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe einige Weihnachtslieder erklingen lässt. Bedeckt mit einer weißen Puderschicht verwandeln sich Buden und Park in eine zauberhafte Winterlandschaft. Was gibt es Schöneres zum ersten Advent?

Ursula Schenker

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Am Katharinenball in Drabenderhöhe wurde „Bäm Orzt“ sächsisch gesprochen

„Grüß euch Gott, alle miteinander“ sang der Chor unter der Leitung von Regine Melzer im Kulturhaus Drabenderhöhe-Siebenbürgen zur Eröffnung seines traditionellen Kathrinenballes.


Foto: Christian Melzer

Die Vorsitzende des Chores, Anneliese Hüll, konnte sowohl bei der ersten Vorstellung des Theaters als auch am Samstag, am Katharinen-Tag, zahlreiche Besucher begrüßen, darunter den Ehrenvorsitzenden der Landesgruppe NRW und die Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, Harald und Enni Janesch, die beide seit 46 Jahren im Honterus-Chor aktiv mitwirken, sowie den Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Herwig Bosch.

Die Vorsitzende würdigte die zahlreichen Auftritte des Chores im Laufe des Jahres. Höhepunkte waren der mehrfache Einsatz am Heimattag zu Pfingsten in Dinkelsbühl und die musikalische Gestaltung des Festaktes im Landtag in Düsseldorf zum 60-jährigen Jubiläum der Übernahme der Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen durch das Land NRW. Ganz besonders hob sie die Katharinen hervor, die am 25. November Namenstag feierten. Ihnen galt auch das nächste gesungene Lied in sächsischer Mundart “ Äm Guerten soaß en inich Puer, daot äs der Misch mät sener Trenj.“ Mit Applaus nach „Heute ist unser Herz voll Musik“ und „Die Farbe des Herbstes“ verabschiedete sich der Chor von der Bühne. Die Leiterin der choreigenen Theatergruppe, Gerda Gusbeth, übernahm die Moderation und stellte zuerst den Autor und das Theaterstück vor: „Das Theaterstück in sächsischer Mundart ist das Stück eines Autors, den wir alle kennen und der auch heute, genauso wie die vielen Jahre davor, unter uns weilt. Es ist Hans Otto Tittes, der 1937 in Heldsdorf im Burzenland geboren wurde. 1973 siedelt er in die Bundesrepublik aus und bezieht 1974 mit seiner Familie das Haus in der Bistritzer Gasse. Den Beruf des Fernsehtechnikers kann Hans Otto nicht mehr ausüben, so schult er zum Krankenpfleger (heute Gesundheitspfleger) um und arbeitet bis zu seiner Pensionierung im Gummersbacher Krankenhaus.

Dem täglichen Umgang mit Ärzten verdankt er profundes medizinisches Wissen, der Umgang mit Menschen schärfen seinen Blick für missliche Zustände unserer Zeit und menschliche Unzulänglichkeiten. Diese Erfahrungen verfasst er in Reimen und veröffentlicht sie 2002 im Selbstverlag, seinen ersten Gedichtband “ Alltägliches in Reimen“ in deutscher Sprache. Nun versucht er es auch in sächsischer Mundart, im Heldsdörfer und sogar im Schäßburger Dialekt und es gelingt. 2005 veröffentlicht er den Band „Wot än der Ih passiern kon“ (Was in der Ehe passieren kann) und weil er auch hier den Nagel auf den Kopf trifft, übersetzt er diesen Band 2007 in die deutsche Sprache. Im gleichen Jahr folgt das Büchlein „Allerloa – Quer durch det Liewen“ (Allerlei -quer durch das Leben) gleich in beiden Sprachen. 2009 erscheint der vorerst letzte Gedichtband „Zem Lochen uch Nodinken“ (Zum Lachen und Nachdenken) auf sächsisch und Deutsch. Er schreibt mit spitzer Feder, humorvoll, lustig, zuweilen auch makaber. Er hält uns aber auch den Spiegel vor, regt uns zum Nachdenken an.2007 schreibt Hans Otto das Theaterstück „Bäm Orzt“ und verarbeitet darin auf witzige Weise medizinisches, menschliches und weltliches. Hans Ottos 80-ter Geburtstag im September dieses Jahres, war uns Anlass genug, sein Stück nochmals aufzuführen.“

Darauf brachte Hans Otto Tittes die Gäste mit drei eigenen Gedichten zum Lachen. Nun folgte das Theaterstück „Bäm Orzt“, ein sächsisches Theater, das nicht mehr in Siebenbürgen spielt, sondern hier in Deutschland. Das mit einer Drehbühne ausgestattete moderne Bühnenbild von Helmut Scharpel gab der Aufführung durch die schnellen Wechsel viel Schwung.

Viel Freude hatten die Zuschauer an den Patienten des sächsischen Arztes Dr. Lutsch, (Helmut Scharpel). Er versteht ihre Wehwehchen, kennt ihre Eigenarten und weiß wenn sie von „Furzknochen“ sprechen, auf den sie gefallen sind, „Steißbein“ heißt.

Sie kommen gerne ins Warte(z)immer um zu tratschen, Neues zu erfahren und Lebensweisheiten auszutauschen. Vom Arzt erhalten sie die richtige Medizin und gute Ratschläge für die Familien. Als Patienten spielten: Frau Mattes (Katharina Adam), Frau Kartmann (Hedda Schoger), Frau Heltmann (Elke Scharpel), Frau Gogesch (Ilse Bartesch), Frau Zoppelt (Roswitha Wölfel), Herr Tellmann (Reini Wellmann), Herr Schulleri (Werner Scharpel)und Arzthelferin (Rose Gubesch) mit landlerischen Dialekt.

In seinem Schlusswort appellierte der „Arzt“ an das Publikum die sächsische Mundart zu pflegen und an die Kinder und Enkel weiterzugeben, denn der sächsische Dialekt habe sich schon verändert und werde zunehmend verdrängt. Die amüsierten Zuschauer dankten den Schauspielern und der Souffleuse, Gerda Gusbeth, die aus dem „Untergrund“ hervorgeholt wurde, mit kräftigem Applaus.

Beim anschließenden Ball mit der Band Rocky5 war die Tanzfläche fast zu klein. Viel Jugend und junggebliebene Tänzer tummelten sich bis zu den frühen Morgenstunden im Kulturhaus.

Zum guten Gelingen des Katharinenballes, den der Honterus-Chor nun seit 45 Jahren in Drabenderhöhe veranstaltet, gehören auch die siebenbürgischen Spezialitäten, die das Küchenteam des Chores aus der Küche serviert, die flotte Bedienung an der Theke mit Getränken, die Mannschaft an der Eintrittskasse im kalten Eingang und der Einsatz der Chormitglieder und ihrer Helfer auf ihrem jeweiligen Arbeitsplatz.

Zufriedene Gesichter beim Honterus-Chor, denn die Chorgemeinschaft hatte es wieder geschafft siebenbürgisch-sächsisches Brauchtum einem breiten, dankbaren Publikum zu präsentieren.

Enni Janesch

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Offener Sonntag im Jugendheim Drabenderhöhe

Am Sonntag, 19. November hatte das Jugendheim Drabenderhöhe von 15:00 bis 18:00 Uhr für Menschen jeden Alters geöffnet.

Schon vor 15:00 Uhr erschienen die ersten Gäste im Jugendheim Drabenderhöhe und sofort war klar, dass der „Offene Sonntag“ Menschen jeder Altersgruppe anspricht.


Foto: Christian Melzer

Die jüngste Besucherin war 11 Monate alt und der älteste Besucher feiert bald seinen 85. Geburtstag. Viele Mütter und Väter, die zum großen Teil als Kinder und Jugendliche selber das städtische Jugendheim besucht hatten, nutzten die Gelegenheit, um gemeinsam mit ihrem Nachwuchs die vielfältigen Angebote der Einrichtung zu testen. So wurde von Groß und Klein gekickert, Billard und Airhockey gespielt.

Das Team der jugendlichen Helferinnen und Helfer bot noch einen tollen Basteltisch und Sandbilder mit weihnachtlichen Motiven an. Andere Jugendliche verarbeiteten acht Liter Teig zu köstlichen Waffeln. Der Höhepunkt des „Offenen Sonntags“ war der Besuch des Falkners Marco Wahl. Er brachte seinen großen Uhu „Hugo“, die Schleiereule „Lotta“ und die kleine Weißgesichtseule „Georgi“ mit. Die gefiederten Freunde waren die absoluten Stars des Tages. Sie durften nicht nur gestreichelt, sondern auch auf dem mit einem Falkner Handschuh geschützten Arm gehalten werden. So mancher Fotoapparat lief heiß.

Bei interessanten Gesprächen und Unterhaltung in angenehmer Atmosphäre wurde auch wieder einmal die Schließungszeit vergessen. Jugendheimleiterin Martina Kalkum und Guiseppe Lisi vom Bundesfreiwilligendienst dankten den jugendlichen Stammbesuchern für die tolle Unterstützung bei diesem lebendigen und kommunikativen Sonntag.

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Reformationsfeier in Drabenderhöhe

Reformationstag: Die Glocken vom Turm der Erinnerung läuten. Ein Musikerensemble des Blasorchesters spielt „Großer Gott wir loben dich“, eines der schönsten Kirchenlieder. Die Sängerinnen und Sänger des Honterus-Chors unter Leitung von Regine Melzer und viele Gästen tragen mit Jubel den Gesang weit in das Dorf hinein.


Pflanzen eines Apfelbäumchens im Park am Turm der Erinnerung. Von Links: Heimleiter Pfarrer a. D. Friedrich Barth, Enni Janesch und Ulrike Horwath. Foto: Christian Melzer

Es war ein schöner Auftakt im Park des Altenheims zur Gedenkfeier „500 Jahre Martin Luther“. Eingeladen dazu hatten der Adele Zay Verein, das Alten- und Pflegeheim Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe sowie die Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen.

„Wenn ich wüsste, dass Morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Im Lutherjahr ein viel zitierter Spruch, der dem Reformator zugeschrieben wird. Ob er diese Worte jemals gesagt habe, wisse man nicht so genau, sagte Fritz Barth, Leiter des Altenheims, der mit Hilfe von Enni Janesch (Kreisvorsitzende) und Ulrike Horward (Vorsitzende Adele Zay Verein) im Park ein Apfelbäumchen pflanzte „als lebendiges und sichtbares Zeichen der Hoffnung, das blühen, wachsen und gedeihen soll“. Bald flatterten an dem Bäumchen kleine Papierherzen auf denen Wünsche und Hoffnungen der Besucher standen.

In der Kapelle drückte Enni Janesch anschließend ihre Freude darüber aus, mit so vielen Gästen gemeinsam das Fest der Reformation feiern zu können. Dazu gehörten unter anderem Landrat a.D. Hagen Jobi, Harald Janesch, Ehrenvorsitzender Landesverband NRW, Kurt Franchy, Pfarrer i.R. und langjähriger Vorsitzender des Adele Zay Vereins sowie Gerhard Thomke, Pfarrer i.R., der die Festrede hielt.

Martin Luther sei der Mann, der vor 500 Jahren Missstände aufgezeigt, die Kirche gespalten und erneuert (reformiert) habe und somit nicht nur die Kirche, sondern die Welt verändert habe, sagte Enni Janesch. Sie erinnerte daran, dass „genau heute auf den Tag, am 31. Oktober 1517, am Abend vor Allerheiligen, Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll“. Das habe auch die Kirche in Siebenbürgen und seine Bewohner verändert. Der aus Kronstadt stammende Johannes Honterus, der zur Zeit Luthers lebte, als Gelehrter und Humanist weit über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt gewesen sei, sei bei seinen Studien an europäischen Universitäten mit den neuen Strömungen in Berührung gekommen.

Nach der Rückkehr in seine Heimat begann er mit der Verbreitung des reformatorischen Gedankenguts, gab 1543 „sein Reformationsbüchlein“ heraus, ein Fanal für die anderen sächsischen Städte und Landkapitel, so Janesch. 1544 wurde Honterus zum ersten evangelischen Stadtpfarrer gewählt, 1550 wurde die Reformation durch die Nationsuniversität in ganz Siebenbürgen gültiges Gesetz. Die lutherische, evangelische Kirche A.B. (Augsburgischen Bekenntnisses) wurde für die Siebenbürger zur Volkskirche. „Luther selbst war in Siebenbürgen eine hochgeschätzte Persönlichkeit“ und sein Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“ wurde als Bekenntnis stehend in den Kirchenburgen gesungen.

Enni Janesch deutete in der Kapelle des Altenheims auf ein Fenster mit der Lutherrose (das Familienwappen). Er habe ein neues Menschenbild geschaffen, in dem es so wunderbare Worte wie Nächstenliebe, Friedfertigkeit und Barmherzigkeit gebe.

Der Schriftsteller Herbert Rosendorfer habe treffende Worte für die Einzigartigkeit des Reformationsgeschehen geprägt, sagte Gerhard Thomke unter anderem in seiner Festrede: „Oft fließe Geschichte Jahrzehnte, Jahrhunderte lang träge dahin, es scheint nichts zu passieren. Dann aber wieder überschlagen sich die Ereignisse. Ein einzelnes Ereignis, ein Wimpernschlag der Geschichte, wird zur Wendemarke der Zeit.“ Dieser Wimpernschlag, so Thomke, ereignete sich als der Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther seine 95 Thesen gegen die herrschende, kirchliche Ablaßpraxis veröffentlichte.

Ausführlich ging Pfarrer Thomke in seiner Rede auf das Leben und Wirken von Martin Luther unter dem Thema „500 Jahre Reformation – Heute mit Martin Luther leben, glauben, hoffen“. Feierlich umrahmt wurde die Gedenkstunde mit musikalischen Beiträgen von Honterus-Chor, Bläserensemble und Heidrun Niedtfeld an der Orgel.

Ursula Schenker

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