Hans Otto Tittes: Reizstrom-Therapie

Manch einer scheut keine Mühe und Ausgaben, um das Älterwerden hinauszuzögern. Neues Gedicht von Hans Otto Tittes.

Reizstrom-Therapie
von Hans Otto Tittes

Ein ält’rer Mann von Reizstrom hörte.
Das Wort vom Fleck ihn schon betörte,
weil seine Frau, wie er, schon älter
und an den beiden ’s meiste kälter.

Drum dachte er spontan bei sich:
Ob das Gerät wär was für mich?
Er forschte nach im Internet,
was Reizstrom Gutes an sich hätt‘.

Es las sich gut das Resultat,
denn der besagte Apparat,
so steht’s, wenn man ihn oft benütze,
den alten Menschen unterstütze,
indem ’s vorbei mit „leidiger“,
man wird, jawohl, geschmeidiger!

Der Mann erwarb den Apparat
und setzte um nun in die Tat
das, was dort steht in der Beschreibung,
ganz maßvoll ohne Übertreibung.

Nun, unter Strom steht er jetzt oft.
Doch hatte er sich noch erhofft,
dass auch manch Reiz kehrt bald zurück
wie einst, als er mit Frau im Glück
sich reizten, wenn sie beide schmusten…
Ach wo! Heut gibt’s als einz’gen Reiz – nur Husten!

Und dennoch schließt er an sich täglich,
und wartet, dass er wird beweglich.
Vielleicht, letztendlich obendrein
stell’n sich auch andre Reize ein!

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