Die „Grüne Scheune“ ist mehr als ein Erinnerungsmuseum

Jürgen Brandsch-Böhm berichtet über die Gartenführung rund um die „Grüne Scheune“ in Drabenderhöhe.

Am Samstag, den 17. Juni 2023, hatten wir (17 Interessentinnen und Interessenten) die Möglichkeit, eine Führung durch den Garten von Frau Bärbel Venz genießen zu dürfen. Dabei gab es von den Teilnehmern manch einen guten Hinweis. Überrascht war ich von der Tatsache, dass sehr vieles, was so in einem Garten wächst, für unseren Kochtopf geeignet ist, aber auch viele Pflanzen dazu beitragen, dass wir uns gesund ernähren können.

Für mich, der in Berlin aufgewachsen ist und im Biologieunterricht ein paar Formen von Blättern kennengelernt hatte, war das sehr interessant. Nun weiß ich, dass Brennnesseln kein Unkraut sind. Sie sind sicher für Vegetarier ein Muss, da sie sehr eisenhaltig sind. Die Blätter eher weniger, wenn sie als Salat zubereitet werden. Aber der große „Eisenlieferant“ sitzt in den Spitzen.

Der Garten rund um die alte Scheune hat Bärbel Venz wunderbar angelegt. Es ist ein richtiger „Lehrgarten“ geworden. Wir danken ihr, dass sie den Garten so der Öffentlichkeit zugängig macht. Begonnen haben wir am Rasen vor der Scheune. Da fing das Staunen bereits an. Ich hätte nicht erwartet, dass selbst im Rasen so viele essbare Pflanzen zu finden sind. Fast jede Pflanze hat einen essbaren Anteil. Manchmal sind es die Blätter, mal sind es die Blüten oder die Früchte, mal sollte die Ernte im Frühjahr sein, mal im Herbst, mal fein dosiert (als Gewürz) mal zum satt essen geeignet. Wer hat sich nicht schon mal über das üppige Wachsen der „Fetten Henne“ geärgert? Ernten und aufessen ist die Alternative.

Löwenzahnsalat hat man ja schon mal gehört, aber Löwenzahnhonig? Lindenblütenhonig liefert schon mal ein Imker, der mit seinen Bienen den Nektar der Lindenblüte einsammelt. Aber aus der Löwenzahnblüte selber „Honig“ herstellen, wie geht denn das? Auch ist es möglich, mit Rosenwasser das Trinkvergnügen zu bereichern. Allerdings sollte man das „Rezept“ beachten, denn es ist ein Unterschied, ob die gezupften Rosenblätter einen Tag oder 2 in der Wasserkaraffe in der Sonne stehen. So folgten ein guter Rat und ein gutes Rezept nach dem andern.

Es gibt einige Pflanzen mit hohem Bitterstoffgehalt. Der Bitterstoff ist eigentlich gesund, hat aber leider oft keinen guten Geschmack. Da kommt es dann auch auf die Rezeptur bei der Anwendung an. Einige Pflanzen sind essbar, aber nicht in großen Portionen gut verträglich. Einige Pflanzen haben besondere Eigenschaften, wie zum Beispiel der Bärlauch. Die Inhaltsstoffe sind gut für die Blutbildung.

Die Kapuzinerkresse ist ein anderes Kraut mit vielen Eigenschaften. Aber mit Vorsicht zu genießen. Es ist ein wenig wie bei den Pilzen: Essen kann mal alle, aber einige nur einmal. Es gibt noch andere „Multitalente“. Da gehört zum Beispiel der Holunder dazu. Haben Sie mal Holunderblütensekt getrunken? Im Internet gibt es sehr viel Rezepte wie die Blüte und die Beere (aber nur wenn sie reif sind) in der Küche verwendet werden können.

Nach dem Rundgang setzten wir uns in die „Grüne Scheune“ und kosteten mit viel Liebe vorbereitete Brothappen, Kräuterbutter und Kräuterdips. Dazu gab es dann noch Holundersaft nach altem Rezept hergestellt.

Mir persönlich hat dieser Rundgang mal wieder gezeigt, dass die Natur dem Menschen viel gibt. Der Mensch muss die Natur nur machen lassen und auf deren Vorzüge achten. Hat die heutige Generation noch den richtigen Kontakt zur Natur oder kommt unser Essen nur noch aus dem Supermarkt? Welches Kind durfte mal ein Ei aus dem Hühnerstall holen? Wer hat eine Kornähre wachsen und reifen gesehen? Wenn wir Brot sehen, denken wir gewiss nicht an das Kornfeld. Achten wir noch den Bauern, der für unser Sattwerden sorgt?

Dieses Treffen hat mich in meiner Absicht gestärkt, die Biodiversität in Drabenderhöhe zu unterstützen. Es gibt viele Interessierte, das hat das Obstbaumpflegeseminar im Winter und jetzt der Rundgang gezeigt. Wir haben in Drabenderhöhe viele Personen, die noch Naturwissen haben und das auch weitergeben wollen.

Ich bin mir sicher, dass wir Anfang September (vor den Pflanzentauschbörsen in Lindlar und in Drabenderhöhe) ein erstes Treffen der Hobbygärtner organisieren können.

Jürgen Brandsch-Böhm

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