Mit Herz, Tier und ganz viel Flausch: Alpaka-Erlebnisse mit Xenia aus Drabenderhöhe

Drabenderhöhe hat viele Gesichter – eines davon ist besonders flauschig! Wer Lust auf tierisch gute Erlebnisse mit Alpakas hat, sollte einen Blick über den Ortsrand hinaus nach Niederstaffelbach werfen. Dort – direkt an der Grenze zu Drabenderhöhe – arbeitet Xenia Faulmann mit ihren flauschigen Kollegen Calando, Countdown, Marlon und Taifun.

Die gebürtige Drabenderhöherin, die manchen noch unter ihrem früheren Nachnamen Scholtner bekannt ist, hat sich im Oktober 2024 als Sozialpädagogin selbstständig gemacht. Ihr Ansatz verbindet professionelle pädagogische Arbeit mit der beruhigenden und zugleich belebenden Wirkung tiergestützter Intervention.

Xenia und Calando aka die Chefin und der Chef. Fotos: Sarah Calicchio

Xenias Tiere stehen auf einem Hof in Niederstaffelbach, einem kleinen Ortsteil, der zwar offiziell zu Nümbrecht gehört, aber so nahe an Drabenderhöhe liegt, dass die Verbindung zum Ort mehr als nur geografisch spürbar ist. Wer Xenia erlebt, merkt schnell, dass ihre Arbeit von tiefem Engagement und echter Herzensnähe geprägt ist. Sie begleitet Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen – mit Angeboten, die helfen, sich selbst besser zu spüren, zur Ruhe zu kommen oder neue Kraft zu schöpfen. Ob bei Spaziergängen mit den Alpakas, beim gemeinsamen Versorgen der Tiere oder in pädagogischen Einzelsitzungen – es geht nie um Leistung, sondern um Begegnung.

Das Besondere an ihrem Ansatz ist die Kombination aus fundierter pädagogischer Arbeit und der sanften Präsenz der Alpakas. Diese Tiere begegnen Menschen mit einer natürlichen Ruhe und urteilsfreien Offenheit. Sie fordern nichts, drängen sich nicht auf, aber sind da – und genau das kann manchmal mehr bewirken als viele Worte. Gerade für Kinder, die Schwierigkeiten in Gruppen haben, für Jugendliche, die sich zurückziehen, oder für Erwachsene, die unter Stress, Trauer oder Erschöpfung leiden, kann die Zeit mit einem Alpaka eine wohltuende Erfahrung sein. Auch Kitas und Schulen gehören inzwischen zu ihrem Netzwerk, und regelmäßig finden Projekte statt, bei denen Kinder auf spielerische Weise lernen, Verantwortung zu übernehmen und Vertrauen aufzubauen.

Die fünf Wanderalpakas Taifun, Maverick (), Countdown, Calando und Marlon

Wer die Tiere nicht nur anschauen, sondern wirklich kennenlernen möchte, hat bei Xenia auch die Möglichkeit, selbst mit Hand anzulegen – beim Füttern, Pflegen und Versorgen. Dabei geht es nicht nur darum, etwas über die Haltung dieser besonderen Tiere zu lernen, sondern auch darum, sich auf einen anderen Rhythmus einzulassen. Die Alpakas machen keine Hektik. Sie sind gemächlich, aufmerksam und ein bisschen eigensinnig – eine Kombination, die viele Menschen gerade deshalb berührt.

Die Wanderungen, die Xenia regelmäßig anbietet, führen über Feldwege und durch Wälder – zwei bis drei Stunden lang kann man dann mit einem Alpaka an der Seite die Landschaft genießen, ins Gespräch kommen oder auch einfach mal schweigend nebeneinander hergehen. Es sind diese einfachen, entschleunigten Momente, die vielen in Erinnerung bleiben. Das Angebot ist offen für alle Altersgruppen, wobei Kinder erst ab einem bestimmten Alter ein eigenes Tier führen dürfen.

Countdown, der süße kleine Schneeball ist der Star der Kinder. Flauschig weich, super niedlich und er lässt sich sehr gern füttern

Xenia Faulmann ist mit ihrer Arbeit kein lauter Name, aber einer, der bleibt, wenn man ihr begegnet ist. Ihre Projekte wachsen langsam, aber stetig – wie alles, was auf Vertrauen, Echtheit und gegenseitigem Respekt beruht. Dass sie aus Drabenderhöhe stammt, verleiht dem Ganzen eine besondere Nähe. Es ist schön zu sehen, wie jemand mit Ideen, Herz und einer klaren Haltung einen so besonderen Ort geschaffen hat – nicht weit entfernt, aber ganz in der eigenen Welt.

Weitere Informationen zu ihrem Angebot, zu Terminen und Kontaktmöglichkeiten findet man auf ihrer Webseite www.mitherzundtier.de oder auf ihrem Instagram-Profil @mitherzundtier. Wer sich eine Auszeit wünscht – für sich selbst oder gemeinsam mit anderen – wird hier vielleicht nicht nur Alpakas kennenlernen, sondern auch ein kleines Stück Ruhe, das in Erinnerung bleibt.

Interview

Xenia, mit Ausnahme einer kleinen Auszeit war Drabenderhöhe stets dein Zuhause – was verbindest du mit diesem Ort?

Ja, bis auf zehn Jahre rund um mein Studium herum, wo ich in Münster lebte und arbeitete, habe ich immer in Drabenderhöhe gelebt. Drabenderhöhe bedeutet Heimat für mich. Es ist der Ort, wo meine Familie lebt, wo ich verwurzelt bin. Ich bin hier aufgewachsen, habe in den Straßen und Wäldern gespielt, habe hier gelernt und Freundschaften geknüpft und war Teil der Gemeinde.

Drabenderhöhe ist aber auch der Ort, den ich für eine Weile verlassen musste, um erwachsen zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen.

Umso schöner war das Zurückkehren! Und jetzt ist Drabenderhöhe auch der Ort geworden, wo mein eigenes Kind aufwachsen darf.

Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, dass du gerne mit Menschen – und mit Tieren – arbeiten möchtest?

Dass ich mit Menschen arbeiten möchte, habe ich einer meiner Lehrerinnen zu verdanken. Sie hat damals gemerkt, dass ich ein besonderes Verständnis für das Handeln meiner Mitmenschen habe und hat mich zur Teilnahme an der Streitschlichtungs-AG motiviert. Das war ein Augenöffner für mich. Seitdem war mein Weg klar: Praktikum im Kindergarten, Pädagogik-Leistungskurs und schließlich das Studium.

Dass ich Tiere liebe, weiß jeder, der mich kennt. Das wurde mir in die Wiege gelegt. Es gibt wenig auf der Welt, was mich so begeistert, wie ein zufriedenes Tier in meiner Nähe zu haben. Mein Opa hat mir meine ersten Tierfreundschaften ermöglicht, indem er Hasen und Hühner in unseren Garten geholt hat. Irgendwann habe ich über Assistenz- und Therapie-Hunde gelesen und mir gedacht: „Ja, das ist es! Da will ich hin!“ Mit dem Gedanken bin ich ins Studium gegangen.

Nach dem Studium habe ich dann einen Job in einer Wohngruppe für schwer verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche gefunden, die tiergestützt arbeitete. Dort lebten die Kinder mit Hunden, Katzen und Pferden auf einem Hof zusammen. Die Kinder dort profitierten sehr von dem ländlichen Setting und der bloßen Anwesenheit der Tiere.

Was war der Moment, in dem dir klar wurde: Jetzt mache ich mich selbstständig?

Das war nach meinem Burn-Out. Ich hatte nach der Rückkehr nach Drabenderhöhe angefangen, bei einem Jugendamt hier im Kreis zu arbeiten. Das war lehrreich und hat mir viele wertvolle Einblicke in die Trägerlandschaft hier vor Ort gewährleistet, aber energetisch war es für mich völlig die falsche Richtung. Ich gehörte raus in die Natur, mit Mensch und Tier an meiner Seite und nicht hinter einen Schreibtisch! Manchmal gehört so ein Umweg zum Leben dazu. Manchmal muss man erst krank werden, um sich selbst zu finden.

Damals habe ich ENDLICH den Mut gehabt, viel Geld in die Hand genommen und meine Fortbildung zur Fachkraft für Tiergestützte Intervention bei einem renommierten Institut in der Wedemark gemacht. Dort habe ich als Abschlussarbeit meine Konzeption für meine Selbstständigkeit geschrieben. Danach fehlte nur noch die Möglichkeit, diese auch in die Tat umzusetzen.

Warum ausgerechnet Alpakas? Was fasziniert dich an diesen Tieren ganz besonders?

Dass es Alpakas werden sollten, war eine Zufallsbegegnung. Auf einem Spaziergang durch Drabenderhöhe kamen wir an dem damals gastierenden Zirkus vorbei. Draußen standen die Zirkustiere in ihren Gehegen. Darunter müssen Alpakas oder Lamas gewesen sein. Ich habe einen Blick auf dieses niedliche Tier geworfen, es summte mich an und ich war schockverliebt!

Ich habe mich danach sehr ausführlich mit dieser Tierart beschäftigt und die Faszination hat mich nicht losgelassen.

Besonders finde ich an den Alpakas – und das finden manche Menschen richtig doof – dass sie Distanztiere sind. Das heißt, sie sind KEINE Kuscheltiere! Ein Alpaka ist kein Tier, das man konsumieren kann. Sie sind freundlich, neugierig und suchen gerne die Nähe des Menschen, aber es ist in der Regel keine körperliche Nähe. Wir sind in unserer Gesellschaft mittlerweile so auf Konsum getrimmt, dass es für viele Kinder und Erwachsene eine Herausforderung ist, mit dieser Eigenschaft der Tiere umzugehen. Ich sehe es als Lernaufgabe. Wir können ungemein von der Begegnung mit Alpakas profitieren, wenn wir bereit sind, einen Schritt zurück zu treten und einem Zusammensein in Distanz Raum zu geben, die Grenzen des Gegenübers zu respektieren. Es gibt wenig, was derartig entschleunigt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag mit deinen Tieren aus?

Das schöne ist, den gibt es nicht! Jeder Tag meiner Selbstständigkeit ist anders, da ich bisher nur auf Anfrage arbeite. Das macht es mir möglich, mein Leben und meinen Alltag sehr flexibel zu gestalten. Da meine Tochter noch klein ist und sie im Moment mein Hauptberuf ist, ist das genau so gut und richtig.

Bei der Versorgung der Tiere gibt es natürlich typische Abläufe. Heu auffüllen, Zusatzfutter einweichen, Stall und Weide misten, Tränken kontrollieren, etc. Da sind die Alpakas immer mit dabei, weil sie so neugierig sind und sich aufs frische Futter freuen. Bei diesen Arbeiten können sogar schon die Kleinsten mit anpacken, daher bieten wir das neben den Wanderungen mit an. Die größeren Kinder und Jugendlichen können bei uns lernen, wie man die Alpakas eintreibt, aufhalftert und führt. Ähnlich wie bei Ponys und Pferden. Das braucht ein wenig Übung und Mut, daher bieten wir das als regelmäßiges Angebot an.

Gibt es eine Geschichte oder ein Erlebnis mit einem deiner Alpakas, das dir besonders im Herzen geblieben ist?

Ja, das war als unser Opi-Alpaka Maverick gestürzt ist und nicht mehr aufstehen konnte. Ich habe ihn sehr intensiv gepflegt und die letzten Tage seines Lebens begleitet. Was für ein Vertrauen dieses Tier in mich gelegt hat und mit welcher Dankbarkeit er die Hilfe angenommen hat, werde ich nie vergessen. Leider eine traurige Geschichte, aber auch das gehört zum Leben dazu.

Damals habe ich mich entschlossen, auch Trauerbegleitung und Seelsorge anbieten zu wollen. Gerade Kinder erleben den Tod anders als wir Erwachsene, sie benötigen manchmal besondere Hilfe bei der Verarbeitung eines Verlustes.

Wie reagieren Kinder oder Jugendliche, die zum ersten Mal Kontakt mit einem Alpaka haben?

Die Kinder verhalten sich in aller Regel vorbildlich und respektvoll gegenüber den Alpakas, wenn man sie im Vorfeld über die Besonderheiten und Vorlieben der Alpakas aufklärt. Deswegen mache ich vor jeder Wanderung oder Pflegeeinheit eine Info-Runde. Ich habe schon erwachsene Frauen erlebt, die sich bei den Alpakas gar nicht im Griff hatten und vor Vergnügen kreischten und unbedingt sofort anfassen mussten. Aber Kinder und Jugendliche sind da meiner Erfahrung nach anders. Vielleicht liegt es an der geringeren Körpergröße, dass die Alpakas sie noch überragen und daher Respekt vor ihnen da ist. Vielleicht sind sie es aus Kindergarten und Schule noch gewohnt, „belehrt“ zu werden und dem vorher Gesagten Beachtung zu schenken.

Viel interessanter finde ich jedenfalls, wie die Alpakas auf Kinder und Jugendliche reagieren. Die sind jedes Mal hellauf begeistert, wenn Kinderbesuch ins Gehege kommt, gehen sofort in Kontakt, beschnuppern die Kinder ohne Scheu, sind manchmal fast schon übergriffig, ganz entgegen ihrem Naturell. Kinder können sich bei den Alpakas sehr viel mehr erlauben, als erwachsene Menschen.

Was waren für dich die größten Herausforderungen beim Aufbau deines Angebots?

Die größte Herausforderung war tatsächlich einen Ort zu finden, wo ich meine Idee umsetzen konnte. Eine Weide mit Anschluss an einen Hof, dementsprechend mit Wasser und Strom und Lagermöglichkeiten für Futter und Einstreu. Auch ein Weg ist direkt da und man kann drauf los wandern. Es hat ganze 5 Jahre gedauert, bis das endlich Realität wurde!

Gibt es etwas, das du dir von der Gemeinde oder den Menschen vor Ort wünschen würdest?

Mit der Gemeinde wünsche ich mir gute Zusammenarbeit, sei es die Gemeinde Wiehl/Nümbrecht oder die Kirchengemeinden vor Ort. Es gibt so viele Menschen, die sich ein pädagogisches Angebot bei mir nicht aus eigener Tasche leisten können, die aber gleichzeitig auch den Weg zum Jugendamt scheuen, wo mein Angebot als Hilfe zur Erziehung gem. § 27 SGB VIII beantragt werden könnte. Leider ist Tiergestützte Intervention auch immer noch keine Kassenleistung der Krankenkassen.

Hier möchte ich meinen Appell gerne an die Kirchengemeinden richten: Sie kennen Ihre Gemeinde, Ihre Bedürftigen, Ihre Kinder und Jugendlichen in Not am allerbesten. Sammeln Sie Spenden in der Kollekte für unsere Kinder hier in Wiehl, in Drabenderhöhe, in Bielstein, in Nümbrecht. Sie sind unsere Zukunft und sie haben es verdient!

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