Drabenderhöher Weihnachtsmarkt

„Das ist ja eine tolle Atmosphäre hier“. – „Super Idee, den Weihnachtsmarkt auf dem Robert-Gassner-Hof zu veranstalten“ und „Es sind noch Plätze frei für weitere Aussteller“. Diese und ähnliche positive Stimmen waren zu hören, wenn man am zweiten Adventswochenende über den Weihnachts- markt schlenderte, der erstmalig auf dem Gelände des Alten- und Pflegeheims Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe stattfand.


Foto: Christian Melzer

Vier große rote Kerzen rahmten den Turm der Erinnerung ein, Weihnachtsbäume festlich geschmückt sorgten ebenfalls für Vorfreude auf das Fest.

Der Duft von frisch gebrannten Mandeln, Baumstrietzel, Bratwurst, Mici und Holzfleisch zog über das Gelände. Bei Glühwein – aber auch alkoholfreien Getränken – nutzten die Weihnachtsmarktbesucher die Gelegenheit zu netten Gesprächen und einem Besuch an den Buden, um sich über das Angebot zu informieren und kleine Geschenke zu kaufen.

Abgerundet wurde das Ganze durch einen Auftritt der Drabenderhöher Spatzen, die froh und munter mit ihrer Dirigentin Regine Melzer Nikolaus- und Weihnachtslieder sangen. „Nein, ich war nicht immer brav“, antwortete klar und ehrlich ein Dreikäsehoch, als ihn der Nikolaus (Rolf Philipps) aushorchte. Ein weiterer Höhepunkt war der Mucher Shanty Chor, der mit seinen Liedern die Bewohner des Altenheims erfreute.

Friedrich Barth, Leiter des Altenheims, hatte die Initiative für die Neuauflage des Weihnachtsmarktes ergriffen, der früher rund um die Kirche durchgeführt wurde. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von Ulrike Horwath, der neuen Vorsitzenden des Adele-Zay-Vereins.

Wegen der guten Resonanz soll auch im nächsten Jahr wieder ein Weihnachtsmarkt am Altenheim durchgeführt werden, dann aber – wie früher – wieder am ersten Adventswochenende.

Ursula Schenker

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Die aufgeweckte Orgelmaus und die Orgel

Viele Fragen zur Kirchenorgel in der Evangelischen Kirche Drabenderhöhe hatte die Orgelmaus „Charlie“ an Organist Dirk van Betteray beim Gesprächskonzert für Kinder, zu dem der Kulturkreis Wiehl eingeladen hatte. Rund 20 Kinder mit Eltern und Großeltern freuten sich auf ein kleines Orgelkonzert in der Kirche im Drabenderhöher Ortskern.


Foto: Vera Marzinski

Doch die Orgelmaus „Charlie“ schlich sich die Treppe hoch und wollte erst mal wissen, was das da für Röhren auf der Empore sind. Musikschulleiter Dirk van Betteray gab bereitwillig Auskunft und spielte für die großen und kleinen Gäste Musik, passend zur Jahreszeit. Da durfte die „Weihnachtsbäckerei“ natürlich nicht fehlen. Mit „Kling Glöckchen, klingelingeling“ demonstrierte er, was die langen und die kurzen Pfeifen – die Röhren, die die Maus entdeckt hatte – für Töne erzeugen können. Mit der längsten Pfeife brummte es gewaltig im Kirchenschiff, denn es war der tiefste Ton. Der höchste Ton mit der kürzesten Pfeife tat schon ein wenig in den Ohren weh. Den würde er auch nie alleine spielen, so van Betteray. Als er das große „Klang-spek-trum“ der Orgel erklärte, hörte die Maus nur „Speck“ und war begeistert. Immer wieder verstand sie den Organisten völlig falsch, was zu manch heiterer Episode führte. So meinte sie, van Betteray sei wohl ein Milliardär, denn er habe ja ganz viele Silber-Pfeifen an der Orgel. Sowas sei nicht zu bezahlen, klärte van Betteray die vorwitzige Maus auf. Die Pfeifen der Orgel bestehen aus Zinn und Blei und einige aus Holz. Durch die unterschiedlichen Materialien und Größen haben die 1.500 Pfeifen der Drabenderhöher Orgel unterschiedliche Klänge. Dass man auf der Orgel sehr ruhige Stücke, aber auch sehr temperamentvoll-lustige Stücke spielen kann, demonstrierte der Organist mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Lasst uns froh und munter sein“. Die Melodie der „Sendung mit der Maus“ erkannten die großen und kleinen Gäste fast sofort.

Unterhaltsam und lustig, aber auch informativ war das Gesprächskonzert. Die Kinder erhielten bei diesem Konzert in lockerer Weise Einblick in die klanglichen Besonderheiten und die grundlegenden technischen Funktionsweisen der Orgel. Vor allem aber vermittelten Dirk van Betteray und die Kirchenmaus „Charlie“ ihnen die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit von Orgelmusik. So erfuhren die Besucher vieles über die Orgel, die 1978 eingeweiht wurde, beim Gesprächskonzert am Donnerstagnachmittag. Und das auf spielerische Art und Weise, denn die Musik ist nichts Langweiliges, sondern kann Freude und Spaß machen, kann feierlich, aber auch fröhlich klingen. Einige der kleinen Zuschauer setzten sich anschließend neben Dirk van Betteray auf die Orgelbank. Sie ließen sich noch mehr erklären und spielten ein paar Töne. Ein spielerisches und lehrreiches Konzert, dass van Betteray und die Morsbacher Musikschullehrerin Sabine Fuchs vor einigen Jahren bereits einmal in Holpe/Morsbach durchführten, wo es im Februar 2015 nochmals stattfinden wird.

Vera Marzinski

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Theatergruppe des Honterus-Chores zeigte „Eine Verschwörung“

Es ist gute alte Tradition, wenn der Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer zum Katharinenball mit einem schwungvollen „Heißa Kathreinerle“ die Gäste musikalisch begrüßt. Nach einigen beschwingten Melodien wie „Wochenend und Sonnenschein“, der „Kartoffelkantate“ von Johann Andre und einem siebenbürgischen Mundartlied wurde die Bühne frei gegeben für die Theatergruppe, die in diesem Jahr den Bauernschwank „En Verschwierung“ (Eine Verschwörung) nach einer Volkssage von Frida Binder-Radler aufführte. Regie führte Ilse Bartesch.


Die Theatergruppe des Honterus-Chores. Foto: Christian Melzer

Erster Akt: Die arme Witwe Zirr sitzt mit Tochter Kathi am Küchentisch, sie essen „Palukes“, einen Brei aus Maismehl. Zirr redet ununterbrochen, Kathi ist traurig und still. Das Haus, in dem sie wohnen, soll verkauft werden. Dann haben sie keine Bleibe mehr. Kathi soll deshalb den reichen „Mäckel“, Sohn des Bürgermeisters, heiraten. Sie aber liebt den Knecht Hans. Gerda Gusbeth spielt die resolute Witwe Zirr, gradlienig, mit Humor und Mutterwitz. Sie ist in Bestform. Seit Jahren steht sie für die Theatergruppe des Honterus-Chors beim traditionellen Katharinenball auf der Bühne, bringt im gut besuchten Kulturhaus immer wieder das Publikum mit Anekdötchen aus dem Dorfleben zum Lachen.

Die Theatergruppe mit Regisseurin Ilse Bartesch wagte sich an ein Stück, das um 1782 im sächsischen Dorf Rode im Zwischenkockelgebiet spielt. Der Sage nach soll Kaiser Josef II. durch sein Land gewandert sein, um die Menschen kennen zu lernen, für die er sich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wünscht. Auf dieser Wanderschaft bittet er die „Zirr“ um Quartier. Sie lässt den Josef, wie er sich nennt, in ihrem Haus übernachten, bietet ihm „Palukes“ an: „Esst nur, esst nur, wir haben genug. Was hier ist geben wir ja doch nur noch den Schweinen.“ Sie erzählt ihm redselig über das Leben der Leute im Dorf, schimpft auf die Grafen, „die Hunde sind, uns das Fell abziehen und alles fressen“ und darüber, dass „am Gericht die Wahrheit gekreuzigt wird“. In die Kirche gingen zwar alle, aber nicht alle hörten, was der Pfarrer predigt. Manch einer schlafe dabei ein, schnattert munter die Zirr. Das Gehörte lässt Kaiser Josef nicht ruhen. Er liebt sein Volk und will die Leibeigenschaft aufheben. Kathi weiht ihn über eine Verschwörung der Dorfjugend ein, die ihn aus Eifersucht mit Knüppeln aus dem Dorf jagen will. Kaiser Josef gibt sich in seinem Abschiedsbrief zu erkennen, dankt der Zirr und der Kathi mit reichen Geschenken, so dass sie ihren Hans heiraten kann.

Viel Beifall erhalten die Laiendarsteller für ihre an zwei Abenden gezeigten Darbietungen, die teilweise sehr schwierige und lange Textpassagen enthielten. Beispielsweise als Kaiser Josef über den Geist der Freiheit philosophiert. Es war ein gelungener Abend für Regisseurin Ilse Bartesch und ihre Darsteller: Zirr (Gerda Gusbeth), Kathi (Elke Scharpel), Sus/Bäuerin (Katharina Adam), Kaiser Franz Josef II. (Werner Scharpel), Hann/Bürgermeister (Reinhard Wellmann), Mäckel/sein Sohn (Roswitha Wölfel), Hans/Knecht (Helmut Scharpel).

Ursula Schenker

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Sankt-Martins-Umzug in Drabenderhöhe

Am Dienstag, 11. November 2014 fand in Drabenderhöhe der alljährliche Umzug zu Sankt Martin statt.


Foto: Christian Melzer

Um 18.00 Uhr starteten auf dem Schulhof der Grundschule angeführt von Sankt Martin die Kinder der acht Grundschulkassen sowie die Kinder des Evangelischen Kindergartens und des Adele Zay Kindergartens mit ihren bunten und vielfältigen Laternen. Musikalisch begleitet wurde der Laternenzug vom Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe unter dem Dirigat von Jürgen Poschner und vom Schulorchester unter der Leitung von Regine Melzer.

Im Biesengarten, vor der Feuerwehr, vor dem Altenheim und auf dem Schulhof wurden die Singstationen eingebaut. Dort stoppte der Zug und es wurden jeweils zwei Lieder gesungen, die von den beiden Orchestern begleitet wurden. Mit dem Lied „Ein bisschen so wie Martin“ leiteten die Sängerinnen und Sänger über zur Darbietung der Schultheatergruppe.

Mit einem warmen Getränk, einem Weckmann oder mit einem Brühwürstchen in der Hand ließen Kinder und Eltern den Abend am Martinsfeuer, das von der Freiwilligen Feuerwehr Drabenderhöhe organisiert wurde, auf der Schulwiese ausklingen.

Eine Bilderserie finden Sie hier…

Gedenkveranstaltung zur Flucht der Siebenbürger Sachsen 1944 und Einweihung des neu gestalteten Kreisverkehrs in Drabenderhöhe

Am 30. September fand in Drabenderhöhe eine Gedenkveranstaltung zur Flucht und Evakuierung der Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen 1944 statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde der neu gestaltete Kreisverkehr eingeweiht und es gab eine Kranzniederlegung auf die Gräber von Robert Gassner und Dr. Carl Molitoris.

Kranzniederlegung

Der Klang der Heimatglocken vom Turm der Erinnerung begleitete die Männer und Frauen, die auf dem Friedhof an den Gräbern von Generaldechant und Stadtpfarrer Dr. Carl Molitoris und Robert Gassner, dem „Vater der Siebenbürger Sachsen Siedlung“ standen. Mit einer Kranzniederlegung wurde jenen beiden Männern gedacht, deren Namen in die Geschichtsbücher eingegangen sind: Sie waren vor 70 Jahren federführend bei Organisation und Durchführung der Evakuierung von Nordsiebenbürgen und Landsleuten aus sieben im Grenzgebiet befindlichen sächsischen Gemeinden Südsiebenbürgens.

Es grenze an ein Wunder, dass es Molitoris und Gassner mit einigen Helfern gelungen war 1944 die Evakuierung von rund 36.000 Siebenbürger Sachsen vor der Roten Armee und gegen den Willen der Reichsleitung in Berlin durchzusetzten, sagte Franchy, der Nachfolger von Molitoris und letzter Bezirksdechant bis zur endgültigen Auflösung des Kirchenbezirks in Bistritz war. Franchy erinnerte in der Gedenkstunde aber auch an die unzähligen Männern, Frauen und Kindern, die während der monatelangen Flucht gestorben sind und in fremder Erde bestattet wurden.

Heute seien es nur noch wenige jener 1944 evakuierten und geflüchteten Landsleute, so Franchy, die an den Grabstätten der beiden Persönlichkeiten stehen, die den Weg der Landsleute bis hierher begleitet haben. Molitoris und Gassner kamen ebenso wie einige Tausende der in Österreich gestrandeten Flüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen. Sie sorgten für Unterbringung, Nahrung und geistliche Betreuung. „Auf dem langen Fluchtweg haben sie für die ihnen anvertrauten Menschen nicht nur gebetet, ihre Toten beerdigt und Kinder getauft, sondern haben – oft unter Lebensgefahr – das ihnen Mögliche getan, um den Menschen Zukunft und neue Heimat zu bereiten.“

Neben Vertretern der HOG Bistritz-Nösen und der Kreisgruppe nahmen auch Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen sowie Bürgermeister Ovidui Cretu aus Bistritz sowie Rainer Lehni, Landesvorsitzender NRW an der Feierstunde teil. Ein Bläserensemble des Blasorchesters Drabenderhöhe–Siebenbürgen untermalte mit Chorälen das Gedenken an die Evakuierung.

Einweihung Kreisel

„Endlich haben wir ein Denkmal auf diesem Kreisel“, freute sich Kreisvorsitzende Enni Janesch. Hunderte von Zuschauern applaudierten spontan, als Jürgen und Günter Bartesch die Plastikhülle entfernten und das freilegten, was sich darunter verbarg: Ein abgeschlagener Baum aus dessen Stumpf neue Blätter sprießen – Symbol für neues Leben.

Feierlich eingeweiht wurde die Skulptur, die an der Kunstschule in Bistritz geschaffen wurde, von Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen und seinem Amtskollegen Ovidiu Cretu aus Bistritz. Die Skulptur werte man als Symbol für den Lauf des Lebens, von der Zuversicht und Hoffnung ausgehe und die zeigen soll, dass zwischen den Menschen aus Wiehl und Bistritz eine Brücke geschlagen worden sei, betonte Becker-Blonigen. Er sprach die Hoffnung aus, dass Europa und die Welt sicherer und friedvoller werden möge.

Bürgermeiste Cretu erinnerte daran, dass bereits am 12. September eine Gedenkfeier in Bistritz stattgefunden habe. Die Flucht vor 70 Jahren sei eine Tragödie für die Menschen gewesen, die über 800 Jahre Städte und Dörfer aufgebaut und ihre Traditionen gepflegt haben. „Sie mussten alles verlassen, was sie aufgebaut hatten. Es tut uns leid.“ Man sei aber dankbar für das, was die Siebenbürger auch an geistigem Erbe hinterlassen haben. Auch in Bistritz sei ein Denkmal zur Erinnerung an die Siebenbürger Sachsen errichtet worden. Es spiegele die Flucht der Siebenbürger wider. „Wie Phönix aus der Asche“ sei in Drabenderhöhe neues Leben entstanden sagte Cretu. Die Skulptur sei ein Denkmal der Hoffnung.

Kinder der kommenden Generation sollen die Geschichte der Siebenbürger kennen und etwas daraus lernen. „Sie sollen wissen und stolz darauf sein, dass ihre Vorfahren in Siebenbürgen wertvolles geschaffen und in schwierigen Zeiten Großes geleistet haben“, betonte Cretu, der freundschaftliche Beziehungen mit Wiehls Bürgermeister und Dr. Hans Georg Franchy von der HOG Bistritz-Nösen pflegt. „Kommt nach Bistritz, um die großartigen Dinge zu sehen, die die Vorfahren hinterlassen haben“, warb Cretu für einen Besuch in seiner Heimatstadt.


Das neue Denkmal auf dem Kreisel. Foto: Christian Melzer

Ein besonderer Dank der Kreisvorsitzenden Enni Janesch ging an Dr. Hans Georg Franchy, der den Vorschlag für diese Skulptur inmitten des Kreisverkehrs gemacht und sich sehr darum bemüht habe. Sie symbolisiere: „Hier erwächst neues Leben. Hier, wo wir seit 50 Jahren mit der Bevölkerung zusammen leben und uns als Einheit sehen.“

Gedenkveranstaltung im Kulturhaus Drabenderhöhe-Siebenbürgen

Mit der Festmusik von Richard Wagner eröffnete das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe unter Leitung von Johann Salmen im Kulturhaus die dritte Veranstaltung des Tages zum Gedenken an Evakuierung und Flucht vor 70 Jahren aus Nordsiebenbürgen und einigen Gemeinden Südsiebenbürgens.

In einem kurzen Rückblick auf dieses denkwürdige Ereignis erinnerte Kreisvorsitzende Enni Janesch daran, dass rund 36.000 Landsleute aus Angst vor der Roten Armee aus der Heimat flüchteten. „Sie machten sich, nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, auf den Weg.“ Manche kehrten später zurück in die Heimat, die nicht mehr die ihre war.“ Einige wenige, die bei der Flucht 1944 dabei waren, leben heute noch in Drabenderhöhe, dankbar dafür, dass ihnen die Möglichkeit gegeben wurde, eine neue Heimat zu finden, sagte Janesch. Ihr Dank ging an die vielen Gäste, „die dem Gedenken ein Gesicht geben“.

Dazu gehörten unter anderem Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, Bürgermeister Ovidiu Cretu mit einer Delegation aus Bistritz, Mihai Botorog, Generalkonsul der Rumänischen Botschaft Bonn, die Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier-Heite, Hagen Jobi, Landrat des Oberbergischen Kreises, Volker Dürr, ehemaliger Bundesvorsitzender, Rainer Lehni, Landesvorsitzender, Harald Janesch, Ehrenvorsitzender NRW, Dr. Hans Georg Franchy, HOG Bistritz/Vorsitzender Freundeskreis, Horst Göbbel (Nürnberg) sowie die Drabenderhöher Pfarrer Frank Müllenmeister, Rüdiger Kapff und Kurt Franchy.

„Wohin soll ich mich wenden“, mit einem Lied von Franz Schubert begrüßte der Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer die Gäste. Danach spannte der Historiker Dr. Konrad Gündisch von der Uni München (Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas) einen großen Bogen von „einer in sich ruhenden, wenngleich in der Nachkriegszeit brodelnden sächsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen, die in ihrer 800-jährigen Tradition erstmals 1940 auseinander gerissen und zwei Staaten zugeordnet wurde, bis hin zu einer Gruppe, die fast überall in der Welt verstreut ist, aber zusammenhält“. Gündisch begann mit einer kurzen und einprägsamen Geschichte, die der Tschippendorfer Gemeinderichter von der Evakuierung zu Protokoll gegeben hat: „12 Uhr Mittags erklangen die drei Glocken. Sie läuteten zum Abschied. Aus allen Höfen strömten die Wagen auf die Straße. Tränen rollten, Frauen und Kinder jammerten, Hunde heulten, Schafe irrten erschreckt in den Gassen umher. Ich blickte noch einmal auf mein Haus zurück, zog vom Wagen die Axt und riss damit die Tafel des Gemeinderichters von meiner Haustür ab. Der Treck Nr. 281 mit 133 Wagen, 89 Männern, 151 Frauen und 69 Kindern, zusammen 309 Personen setzte sich in Bewegung. Wagen an Wagen mit Pferden und Rindvieh bespannt. „Die Felder waren menschenleer, die Glocken vom Turm klangen noch; mir war unheimlich zumute. Ich weinte, wie ich noch nie in meinem Leben geweint hatte. Ich betete ein Vater unser.“

Dies ist nur einer von zahllosen Zeitzeugenberichten der Nordsiebenbürger über ein einschneidendes Erlebnis, einen Prozess, der eigentlich das Ende ihrer Existenz als Gemeinschaft markieren sollte. „Eigentlich, denn die Gemeinschaft existiert in einer anderen Form weiter, ist lebendig, sonst wären wir alle, 70 Jahre danach, nicht hier und heute zusammen, um dessen zu gedenken, was damals geschehen ist.“ Es sei eine Geschichte, die aufzeige, dass Heimatverlust auch Heimatgewinn sein könne.

Gündisch erinnerte daran, dass man allein im zu Ungarn gehörenden Nordsiebenbürgen 1944 einigermaßen auf das Vorrücken der Roten Armee vorbereitet gewesen sei. Gebietsführer Robert Gassner hatte die Evakuierung seiner Landsleute vorbereitet, sich dabei mit Generaldechant Molitoris und der deutschen Armeeführung abgestimmt. Pferdefuhrwerke und Lebensmittel gekauft, Treckleiter bestimmt, Verpflegungsstationen und Fahrrouten festgelegt.

Als der deutsche General Artur Phleps, ein Siebenbürger Sachse, am 7. September die Evakuierung der sächsischen Bevölkerung anordnet, können die Sachsen aus Nordsiebenbürgen und einigen Gemeinden Südsiebenbürgens zwischen dem 9. und 19. September 1944 in organisierten Trecks ihre Heimat verlassen. Neben zum Überleben notwendigen Dingen nehmen einige auch wertvolle Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren mit, wie etwa den „Zettelkatalog“ von Friedrich Kraus, aus dem das inzwischen erschienene, fünfbändige „Nordsiebenbürgisch-Sächsische Wörterbuch“ entstanden ist.

Die Trecks, so Gündisch, die je nach Größe der Gemeinden 50 bis 400 Fuhrwerke umfassen, ziehen ohne ernsthafte Zwischenfälle über Groß–Karol nach Nyiregyhaza, überqueren die Theiß, die Donau, erreichen Gran und schließlich Ödenburg. Schwieriger als das Trecken gestaltete sich die Fahrt der mit der Eisenbahn Evakuierten, die weit entfernt von ihren Verwandten in Lagern in Sachsen, Oberschlesien, dem Sudetenland und im Kulmer Gebiet landeten.

Etwa ein Viertel der rund 36.000 Evakuierten, die 1945 in Niederösterreich von der vorrückenden Front überrollt werden, führt man auf Befehl der sowjetischen Behörden nach Siebenbürgen zurück. Enteignung, Entrechtung, Deportation sind nur einige der Folgen, die im Zuge der kommunistischen Machtübernahme und Umgestaltung des Landes die deutsche Bevölkerung treffen.

Den überwiegenden Teil der nach Österreich verschlagenen Siebenbürger weist man in Barackenlager ein, wo sie oft unter erbärmlichen Bedingungen hausen mussten, betont Gündisch in seinem Vortrag. Sie gelten als „Heimatlose Ausländer“, finden schwer Arbeit, überleben durch Hilfsdienste. Der wirtschaftlichen, sozialen und konfessionellen Deklassierung wirken sie durch Aufbau neuer sächsischer Gemeinschaft entgegen. Pfarrer und Lehrer organisieren den Schulunterricht, Brauchtum wird gepflegt, man erinnert sich gemeinsam an die Heimat, hofft über Jahre auf eine Rückkehr. Erst nach 1956 können sie österreichische Staatsbürger werden, errichten Siedlungen im Burgenland, in Nieder- und Oberösterreich. Am bekanntesten dürfte Elixhausen bei Salzburg, das „Sachsenheim“ sein. In den Siedlungen entstehen evangelische Kirchen als Zeichen der zunehmenden Verwurzelung zur neuen Heimat.

Einige Landsleute übersiedeln nach Kanada, Irland, in die USA und Südamerika. Mit der 1953 von Carl Molitoris, Eduard Keintzel und Robert Gassner eingeleiteten Kohleaktion wird die Bundesrepublik Deutschland Hauptaufnahmeland der Siebenbürger Sachsen. „Prächtige Typen aus bäuerlicher Herkunft, die zu arbeiten gewohnt sind und sich ein neues Leben aufbauen wollen“, werden von den Bergwerksgesellschaften in Nordrhein-Westfalen angeworben. Rund 8000 Menschen entschließen sich, das Leben auf dem Ackerboden mit dem Untertagebergwerk zu tauschen. Im März 1953 treffen die ersten Siebenbürger ein, finden in neu errichteten Bergarbeitersiedlungen in Herten-Langenbochum, Oberhausen-Osterfeld und Setterich-Baesweiler eine neue Bleibe. 1957 übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen die Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen. 1963 wird mit Unterstützung der Landesregierung in Drabenderhöhe mit dem Bau einer siebenbürgisch-sächsischen Siedlung begonnen.

Vor einigen Wochen, so Gündisch, habe Horst Göbbel die Frage gestellt, ob die Nordsiebenbürger, die durch die Evakuierung vor 70 Jahren existenziell bedroht worden seien, diese schwere Prüfung gemeistert hätten. Seine Antwort, so Gündisch, sei ein klares „Ja“ gewesen.

Die Nordsiebenbürger wirkten 1953 als Brückenbauer nach Deutschland, heute seien sie Brückenbauer in Europa, betonte Gündisch. Dass Bürgermeister Ovidiu Cretu aus Bistritz, Gäste aus Rumänien, Österreich und Deutschland an der Gedenkveranstaltung teilnehmen, zeige, dass die Siebenbürger ein Netz aufspannten, ein Netz, das sie zunächst auffing, ihnen Sicherheit und Geborgenheit schuf. Heute sei das Netz europaweit gespannt und trage hoffentlich dazu bei, „dass Frieden und Sicherheit auf unserem Kontinent und in aller Welt gewahrt werden“. „Was nationaler Wahn und Krieg anrichten, das haben jene, am eigenen Leib erfahren, die Heimatverlust, Elend und Not ertragen mussten.“

Brücken bauen von West nach Südost möchte Wiehls Stadtdirektor Werner Becker-Blonigen, der eindringlich darum bat, ein Europa des Friedens und der Freiheit nie aus den Augen zu lassen. Er drückte seine Freude darüber aus, dass im Wiehler Rathaus schon mehrfach Delegationen mit Bürgermeister Ovidiu Cretu aus Bistritz zu Gast waren und aus dem Oberbergischen ganze Reisegruppen nach Siebenbürgen gefahren seien, denen Wertschätzung und Gastfreundschaft entgegen gebracht wurden. Sein Dank ging an Enni Janesch und Dr. Hans Georg Franchy, die sich „rührend darum bemühen uns zusammen zu bringen“.

Nachdem Bürgermeister Cretu morgens bei der Stadt Wiehl empfangen wurde und sich ins Goldene Buch eingetragen hatte, unterschrieben beide Bürgermeister eine Absichtserklärung, in der sie sich verpflichteten freundschaftliche Beziehungen und Kontakte zu pflegen aus denen am Ende eine partnerschaftliche Beziehung entstehen könne. Cretu bedankte sich für den herzlichen Empfang und betonte, dass dies der richtige Weg für ein Europa ohne Grenzen sei. Er freue sich auf einen Austausch auf kultureller, sportlicher und schulischer Ebene. Schon bald sollen drei Lehrer und eine Kindergärtnerin im Rahmen des Lehreraustausches nach Bistritz reisen. Man sei den Spuren der eigenen Geschichte gefolgt, weil man zu wenig über die eigene Heimatstadt wisse, sagte Cretu. Dieses Wissen könne man nur von den Ausgewanderten erfahren. „Sie sind Vorbild für uns“ und man sei Stolz auf das Erbe, das sie hinterlassen haben. „Nicht nur auf die Mauern sondern auch auf das geistige Erbe.“

Heimatvertriebene und Spätaussiedler haben die Verbindung zur alten Heimat nicht abreißen lassen. Sie haben die Brücke nach Rumänien am Leben gehalten und wieder neu aufgebaut. Das gemeinsame solidarische Miteinander sei beispielhaft für Europa und die ganze Welt, betonte der siebenbürgische Landrat Hagen Jobi. „Bleibt auf diesem eurem Weg, schaut mit Cretu nach vorne“, rief Jobi seinen Landsleuten zu.

Als „einmalig“ bezeichnete Rainer Lehni, Landesvorsitzender NRW, das in Bistritz eingeweihte Denkmal über die Evakuierung. Es stelle den Treck dar, der von einem in Tracht gekleideten Paar angeführt wird. „Wie auf dem Denkmal hat sich unser Blick nach vorne gerichtet, ohne die Heimat zu vergessen.“ Aus tragischem Heimatverlust und weltweiter Zerstreuung sei neues siebenbürgisches Leben entstanden. Die Drabenderhöher hätten in würdigem Rahmen an die Ereignisse von 1944 erinnert.

Eine Zeitzeugin der Massenflucht der Nordsiebenbürger Sachsen 1944, die damals 17-jährige Susanne Kräutner aus dem Dörfchen Botsch, erzählte zum Abschluss der Veranstaltung in Gedichtform von dieser dramatischen Flucht. Die 87-Jährige ist eine der wenigen heute noch lebenden Zeitzeugen des „Großen Trecks“.

Eine Bilderserie finden Sie hier…