Bundesverdienstkreuz für Harald Janesch

Harald Janesch gehöre zu den Menschen, die sich selbstlos in den Dienst des Nächsten stellen. Er habe erkannt, wo er gebraucht werde und wie er seine Gaben und Fähigkeiten einsetzen könne. Harry sei ein Kumpel, hilfsbereit und fleißig, der auch bei Geselligkeit, Spaß und Spiel mitmache. Er gehöre zu den wenigen Menschen, die Freizeit und Ruhestand nicht nur für sich selbst nutzen, sondern mit offenen Augen und hilfsbereit durch die Welt gehen, so Pfarrer Kurt Franchy, Vorsitzender des Hilfsvereins Adele Zay , auf dessen Vorschlag hin Janesch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.


Landrat Hagen Jobi (li.) überreichte Harald Janesch (re.) das Bundesverdienstkreuz. In der Mitte: Enni Janesch. Fotos: Christian Melzer

Bevor in einer Feierstunde der siebenbürgische Landrat Hagen Jobi seinem Landsmann Harald Janesch das Bundesverdienstkreuz unter rhythmischen Beifall der Gäste an die Brust heftete, betonte er, wie sehr er sich freue, „im eigenen Dorf so etwas zu machen“. Janesch habe durch sein jahrzehntelanges Engagement für den Verband der Siebenbürger Sachsen und im sportlichen Bereich auszeichnungswürdige Verdienste erworben, so Jobi in seiner Laudatio.

Seit Gründung der Kreisgruppe Drabenderhöhe im Verband der Siebenbürger Sachsen im Jahr 1965 bringe der pensionierte Lehrer sich aktiv unter anderen in Jugendgruppen und als Landesjugendreferent ein. Er organisierte 1971 die ersten internationalen siebenbürgischen Jugendlager, die seither alle zwei Jahre stattfinden.

Bevor er 1994 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der Siebenbürger Sachsen gewählt wurde, betreute er als Kassenprüfer 17 Kreisgruppen. Als Landesvorsitzender (1998 bis 2010) war Janesch verantwortlich für Großveranstaltungen wie beispielsweise die Organisation von Heimattagen. Seit 2010 ist er Ehrenvorsitzender der Landesgruppe NRW.

Mehrere Male begleitete Janesch auf Bundesebene politische Delegationen auf Informationsreisen und zu offiziellen Besuchen nach Siebenbürgen. Sein ehrenamtlicher Einsatz wurde bereits 1981 durch das Goldene Ehrenwappen – die höchste Auszeichnung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen – anerkannt.

Darüber hinaus übte Janesch weitere ehrenamtliche Aktivitäten in Vereinen aus, betonte Landrat Jobi. Als Nachbarvater (1990 bis 2008) der „Marienburger Nachbarschaft“, einer Heimatortsgemeinschaft in Drabenderhöhe, organisierte er Regionaltreffen. Er intensiviert die Hilfe für die in Rumänien verbliebenen Marienburger im Hilfsverein Adele Zay, der unter anderem das örtliche Alten- und Pflegeheim für hilfsbedürftige Siebenbürger Sachsen unterhält. Auch trug er maßgeblich am Bau des 2004 eingeweihten „Turms der Erinnerung“ in Drabenderhöhe bei. Innerhalb des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland beteiligt sich Janesch an Organisationen von Kirchentagen und Hilfstransporten nach Rumänien.

Neben seinem landsmannschaftlichen Engagement setzt sich Janesch auch im sportlichen Bereich ein. Als Mitgründer der Turnabteilung im BV 09 Drabenderhöhe leitete er diese von 1971 bis 1992. Daneben gründete er 1972 die Volleyballabteilung, die er bis 1980 führte. Der Lehr- und Schiedsrichterwart des Volleyballkreises Oberberg ist heute noch Trainer und Betreuer von Jugendmannschaften. Er wurde ausgezeichnet mit der Ehrennadel in Bronze des Westdeutschen Volleyball-Verbandes und ist seit 1997 Ehrenvorsitzender der Drabenderhöher Abteilung.

In Anerkennung seiner Verdienste um die Vorstandsarbeit im Verband der Siebenbürger Sachsen sowie im Vereinssport wurde Harry Janesch bereits 1997 mit dem silbernen Wiehltaler der Stadt Wiehl ausgezeichnet.

„Zu jedem Mann gehört eine starke Frau“ resümierte abschließend der Landrat und überreichte an Ehefrau Enni Janesch, die für ihre Verdienste bereits 2009 das Bundesverdienstkreuz erhielt, einen Blumenstrauß.

„Mit großer Freude“ gratulierte Bianka Bödecker, stellvertretende Bürgermeisterin namens der Stadt Wiehl. Janesch habe in den unterschiedlichsten Bereichen für viele Menschen großes getan und bleibende Spuren hinterlassen. Sich aus freiwilligen Stücken einzusetzen sei Ausdruck für Verantwortungsbewußtsein, Nächstenliebe und Solidarität.

„Den vielen guten und anerkennenden Worten ist nicht viel hinzuzufügen“, sagte Hermann Schuller, der für die Gemeinschaft der evangelischen Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk gratulierte. Er sprach Dank dafür aus, dass der Einsatz von Janesch „immer so selbstverständlich war, ohne Anspruch auf große Anerkennung und das mit Herz und Gemüt.“

Landesvorsitzender Rainer Lehni gratulierte einem „wichtigen, aktiven und stets besonnenen Kollegen“, dessen Ehrung für die gesamte Siebenbürgische Gemeinschaft in Deutschland stehe. Einen Strandkorb für Ruhe- und Mußestunden schenkte Friedhelm Barth namens des Adele Zay Vereins Harald Janesch, dessen Enkeltöchter Wiebke (6) und Lena (4) sich so sehr darüber freuten, dass sie mit ihrem Opa gleich einmal Probe sitzen wollten.

Dem Reigen der Glückwünsche schlossen sich noch Adda Grün, Haro Schuller und Timo Barthel (BV 09), Stefan Poschner (Kreisgruppe Drabenderhöhe), sowie Jürgen Janesch als Sohn an. Musikalische Grüße überbrachte der Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer, in dem Janesch selbst seit über 40 Jahren singt sowie das Blasorchester Siebenbürgen unter Leitung von Johann Salmen. Janesch: „Die Musik war so zackig, ich wäre fast aufgestanden und marschiert.“

Ursula Schenker

Biographie

Harald Janesch wurde am 25. März 1938 in Marienburg geboren. Nach Volksschule besuchte er die Sportlerschule (Mittelschule) in Kronstadt. Kein Abschluss weil er als sozial-politisch ungeeignet eingestuft und 1953 enlassen wurde.

1953 bis 1956 Staatliche Berufsschule für Möbeltischler
1956 bis 1965 Tätigkeit als Schreiner
1959 bis 1961 Arbeitsdienst rumänisches Militär
1961 bis 1965 Abendgymnasium in Kronstadt
1965 Ausreise Bundesrepublik
1966 bis 1970 Aufbaugymnasium in Laasphe/Studium Universität Bonn
1968 Eheschließung mit Enni Janesch, geb. Kellner, zwei Söhne
1970 bis 1972 Päd.Hochschule Bonn/1. Staatsexamen
1973 Zweites Staatsexamen Lehramt Grund- und Hauptschule
Februar 1974 Lehrer Gemeinschaftsgrundschule Wiehl bis 1995 Vorruhestand
1978 Lehrerlaubnis für Erteilung Evangelische Religionslehre
1985 Beratungslehrer (Fernstudium)

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Eröffnung der Sonderausstellung in der „Grünen Scheune“

Am Freitag, den 1. Juni 2012 hatten die Inhaber der „Grünen Scheune“, Bärbel und Eckhardt Venz, die Sänger des MGV Drabenderhöhe eingeladen, die Eröffnung der Ausstellung anlässlich ihres 125-jährigen Geburtstags beizuwohnen und gesanglich zu begleiten.

Bärbel Venz – Video: Christian Melzer

Dieser Einladung ist der MGV gerne gefolgt. Unter dem Dirigat von Axel Hackbarth wurden vor der Scheune einige Gesangskostproben zum Besten gegeben und somit die Eröffnungsansprache von Bärbel Venz eingerahmt.

Die große Verbundenheit der Fam. Venz mit dem MGV ist große Familientradition. Bereits der Großvater und Vater waren Sänger im MGV und auch Bärbel Venz hat sich über Jahrzehnte dem Chorgesang gewidmet.

Die Ausstellung zeigt Fotos, Urkunden und eine Chronik des Chores sowie die eine oder andere Anekdote die im Zusammenhang mit Fam. Venz besteht. Die „Grüne Scheune“ zeigt viele Exponate um das Wirken und Handeln der Familie und der Drabenderhöher Bevölkerung, welches hier in diesem privaten „Heimatmuseum“ zu bewundern ist.

Die „Grüne Scheune“, dessen Baujahr nicht genau spezifiziert werden kann, ist eine Gebäude aus Fachwerk und Ziegelstein, der Sockel und die Böden Naturstein.

Diese Sonderausstellung, Alte Kölner Str. 8, ist an jedem Sonntag im Juni 2012 von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.

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MGV Drabenderhöhe: Konzert der oberbergischen Meisterchöre

125 Jahre Männergesangverein in diesem Dorf ist ein Grund zum feiern, sagte Ulrich Frommold, Vorsitzender des Chors zu einigen Hundert Zuhörern, die ins Kulturhaus gekommen waren, um den sechs oberbergischen Meisterchören zu lauschen. Man habe bewusst diesen Nachmittag nicht unter ein Thema gestellt, damit die Chöre die gesamte Bandbreite ihres Repertoires einsetzen können. Dazu gehörten weltliche und geistliche Musik, Klassiker und das Volkslied. Die Sänger und Sängerinnen interpretierten die Stücke gekonnt, sangen weich und pointiert oder mit geballter Stimmkraft, widmeten sich auch heiterer und fröhlicher Literatur.


Männergesangverein Drabenderhöhe – Fotos: Christian Melzer

Es war ein wunderbares Erlebnis, ja ein Genuss, den oberbergischen Meisterchören zuzuhören. Neben dem „Geburtstagskind“ präsentierten sich der MGV Concordia Morsbach und der MGV Edelweiß Alzen unter Leitung von Hubertus Schönauer, der seit über 20 Jahren den Höher Musikern die richtigen Töne beibringt. Musikdirektor Konrad Ossig überbrachte musikalische Grüße mit dem MGV Hoffnung Lichtenberg und dem MGV Einigkeit Homburg Bröl. Aber auch der Frauenchor Drabenderhöhe unter Leitung von Regina Melzer dokumentierte mit seinen Liedvorträgen, dass er den Konzert der oberbergischen Meisterchöre Meisterchor zu Recht führt.

Schönauer eröffnete das Konzert mit den Morsbacher Sängern und dem Spiritual „All night, all day“ nach einem Satz von Kunibert Koch. Schon der zweite Vortrag „Der Lindenbaum“ (Am Brunnen vor dem Tore“ animierte viele Gäste zum leisen Mitsummen des bekannten Volksliedes. Als die Sänger schwungvoll das „Morgen marschieren wir“ von Hans Weiß-Steinberg erklingen ließen und dabei in das Nachquartier des Bauern entführten, schmunzelten die Gäste.

Einen Dank an den himmlischen Vater für „Unser täglich Brot“ (Robert Pappert) überbrachte Konrad Ossig mit dem MGV Lichtenberg Alzen. Viel Beifall gab es für den schwungvollen Sologesang von Thomas Domke , der mit „Julia“ von den „Wise Guys“ beim Publikum punktete. Er hätte seine Geliebte gerne vier Mal geklont und versicherte, dass „alle vier auch bei ihm wohnen könnten, dann hätte er bald mehr Spaß im Bett“.

Sauber, ausdrucksvoll und mit großer Leichtigkeit trug der MGV Alzen „Kumbayah my Lord“ (Otto Groll) vor. Vorsitzender Stefan Höfer gratulierte den Drabenderhöhern und betonte Verbundenheit: „Jeder weiß, wie gut den Menschen die Sauna tut. Wir haben seit über 20 Jahren einen gemeinsamen Saunameister, nämlich unseren Hubertus Schönauer. Höfer erklärte, dass es eine tolle Leistung sei, Verein und Gesang so lange aufrecht zu erhalten. „Ich ziehe den Hut vor dieser Leistung.“ Die Höher hätten sich viel vorgenommen für das Festjahr, dazu wünsche er viel Erfolg.

Bevor es in die Pause ging, versicherte Uli Frommold, dass die Chöre untereinander ein gutes Verhältnis pflegen würden. Allein Hubertus Schönauer arbeite mit 13 Chören. Da müssten Termine früh genug abgeklärt werden und die Chöre auch schon mal offen legen, was sie im Laufe des Jahres so vorhaben. Frommold wies noch einmal auf das Festbuch des MGV hin, das nicht nur die Vereins- sondern auch die Dorfgeschichte beinhalte. Der Erlös einer Verlosung soll je zur Hälfte an den Kinderchor „Drabenderhöher Spatzen“ und an das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe gehen.

Im zweiten Teil des Programms gratulierte der Frauenchor mit dem „Chor der Engel“ nach Wilhelm Kienzl. Gleich preisenden Engeln präsentierten sich mit harmonischem Gesang (in schwarzen Hosenanzügen und mit bunten Schals) die Sängerinnen. Dirigentin Regina Melzer muss sich (im Gegensatz zu den meisten Männerchören) augenscheinlich keine großen Sorgen über Nachwuchs bei den Sängerinnen machen, denn in ihren Reihen sind einige junge Gesichter zu sehen. Nachdem die Sängerinnen nach Hildegard Knef noch rote Rosen regnen sowie Hase und Jäger rennen ließen, verabschiedeten sie sich mit dem Song „Have a nice day“ von Lorenz Maierhofer.

„Adelita“ war für den MGV Homburg-Bröl wie der helle Sonnenschein. Otto Groll hätte sich gefreut, mit welch einer Freude und Leichtigkeit die Sänger sein Lied zum Besten gaben. Viel Beifall erhielten sie auch für „Ol´man River aus dem Musical „Showboat“ und für Cotton Fields (Trad/Gus Anton).

Den Abschluss des Konzerts bildete natürlich das Geburtstagskind, der MGV Drabenderhöhe. Er imponierte mit großer Stimmbeherrschung und Ausdruck beim „Vater unser“ nach Eckart Hehrer und heiter-fröhlichem Gesang beim „Der Hahn von Onkel Giacometo“ (Richard Trares). Und wieder war es „Saunameister“ Hubertus Schönauer, der temperamentvoll die Strippen zog und dabei bewies, wie gut er die Sänger in Griff hat.

Ledermantel, Trenchcoat, breitkrempiger Hut und dunkle Sonnenbrillen waren die Markenzeichen beim „Kriminal-Tango“ nach Hazy Osterwald, den die Sänger in einem vierstimmigen Chorsatz mit dramatischen Szenen intonierten. Der laute Schuss ließ einen Sänger als Leiche zu Boden sinken und die Gäste schreckhaft zusammen zucken. Zur Erleichterung der Zuschauer stand der Sänger jedoch wieder von den Toten auf und sang den Schlussakkord mit. Die Zugabe, die gefordert wurde, war etwas fürs Herz: „Liebe ist wie wildes Wasser.“

Ursula Schenker

HERMANN LUTTER SINGT
seit 65 Jahren im MGV Drabenderhöhe


Hermann Lutter (re.) und Ulrich Frommold

Rhythmischen Beifall, der kein Ende nehmen wollte, gab es beim Konzert der Meisterchöre für einen Mann, der seit 65 Jahren aktiver Sänger im MGV ist: Hermann Lutter. Sichtlich gerührt nahm Lutter aus der Hand von Franz Klünenberg (Kreischorverband Oberberg), Ehrenurkunde und Verdienstmedaille in Gold des Chorverbandes NRW entgegen.

„Das ist ein Novum in der 125jährigen Geschichte des Vereins“, betonte der Vorsitzende Uli Frommold. Für Hermann Lutter sei das Singen nicht nur ein Hobby, sondern die Liebe zum Gesang und zum Chor habe ihn dazu gebracht, so lange dabei zu sein. Als zweiter Vorsitzender habe Lutter die Chorarbeit viele Jahre mitgestaltet. Er sei ein rüstiger Sänger, meinte Frommold und laut Chorleiter Hubertus Schönauer habe er „immer noch eine gute Stimme“.

Aus der Hand von Uli Frommold erhielt Lutter ebenfalls eine Ehrenurkunde sowie ein Foto seiner Sangesbrüder, das anläßlich des 125jährigen Bestehens gemacht wurde. O-Ton Frommold: „Das kannste dir übers Bett hängen, dann haste die Sänger immer bei Dir.“

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Gottesdienst mit Bischof Guib aus Hermannstadt

Über 1700 Kilometer reiste Bischof Reinhard Guib, um in Drabenderhöhe am Festakt des Adele Zay Vereins teilzunehmen. Dabei wurde er von einer kleinen Delegation begleitet. Am Sonntag predigte er in der Kirche vor zahlreichen Gläubigen.


Bischof Reinhard Guib – Foto: Christian Melzer

„Es ist eine Freude in dieser großen Gemeinschaft einen Gottesdienst zu feiern und so viele liebe Begegnungen zu haben“, resümierte Reinhard Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. aus Hermannstadt/Rumänien als er beim Festgottesdienst in der überfüllten Kirche anlässlich des 50jährigen Bestehens des Hilfsvereins die Predigt hielt. Darin zog er Vergleiche über den Sonntag nach Ostern Quasimodogenitis (wie neugeborene Kinder), die Taufe und der Geburt des Hilfsvereins. Ein Verein, der mit Vorstand und Mitarbeitern so herzlich auf die Menschen zugehe, die Hilfe und Begleitung wünschten, sei ein ausgezeichneter Botschafter für die Kirche. Er sprach den Wunsch aus, dass der Turm der Erinnerungen, der auf dem Hof des Altenheims Haus Siebenbürgen steht, zum Turm der Hoffnung werden soll.

Er erinnerte unter anderem daran, dass vor 1990 und erst recht danach viele Siebenbürger das Geschenk der Freiheit angenommen und ein neues Leben begonnen hätten. Doch das gemeinsame Europa biete noch weitere Möglichkeiten: “ Über Grenzen und Vergangenheit hinweg einander beizustehen und zu unterstützen.“

Superintendent Jürgen Knabe, der den Gottesdienst mit feierte, gratulierte namens des Evangelischen Kirchenkreises an der Agger dem Adele Zay Verein „der auf ein segensreiches Wirken zurückblicken kann“ zum 50jährigen Bestehen. Sein Dank ging an die Menschen, die ihre Gaben und Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinde gestellt haben. Stellvertretend dafür nannte er Pfarrer Kurt Franchy, Friedrich-Michael Barth (Heimleiter) und Hanni Widmann (Leiterin Kindergarten).

Mitgestaltet wurde der Gottesdienst vom Honterus-Chor unter Leitung von Regina Melzer. Vor der Kirche spielte das Blasorchester Siebenbürgen „so wie es in unserer siebenbürgischen Heimat üblich war“, sagte Kurt Franchy.

Ursula Schenker

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Adele Zay Verein feierte 50jähriges Bestehen mit vielen Gästen: „Man kann alles, was man ernstlich will“

„Die Bläser spielten zum Lob Gottes und aus Dankbarkeit ihm gegenüber, der uns 50 Jahre geleitet, Kraft geschenkt und die Möglichkeit gegeben hat, dieses Jubiläum zu begehen“, so Pfarrer i.R. Kurt Franchy. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland waren ins Kulturhaus gekommen, um das 50jährige Bestehen des Adele-Zay Vereins zu feiern, der Träger des Alten- und Pflegeheims und des Kindergartens ist. Nachmittags fand im Altenheim ein kulturelles Programm statt mit Blasorchester, Frauen- und Honterus-Chor, Tanzgruppe sowie den beiden Kindergärten.


Fotos: Christian Melzer

Franchys erster Gedanke bei der Festveranstaltung galt denjenigen, die im Februar 1962 den Hilfsverein gründeten. Stellvertretend nannte er Robert Gassner (Vater der Siebenbürger Sachsen Siedlung) sowie Pfarrer Peter Gärtner. Unterstützung erhielt man bei der damaligen Landesregierung NRW, die die Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen in Deutschland übernommen hat. Sinn, Zweck und Ziel des Vereins sei erreicht: Alten und oft in Isolation lebenden Menschen Liebe und Geborgenheit zu geben, Kindern bei der Erziehung christliche Grundwerte zu vermitteln und erste Schritte in eine immer komplexere Gesellschaft zu lehren.

„Alle Bemühungen haben sich gelohnt“, sagte Franchy, der seit über 20 Jahren als Vorsitzender den Verein ehrenamtlich leitet. Das Altenheim „Haus Siebenbürgen“ mit 128 Plätzen sowie Altenwohnungen wurde ausgebaut, modernisiert und dem heutigen Standard (mit Internetanschluss) angepasst und sei wichtiger Arbeitgeber in der Umgebung. Die Mitarbeiter sprechen Deutsch, verschiedene Dialekte, aber auch Russisch und Rumänisch.

Ein Stück alte Heimat wird hier gepflegt, neue Sitten und Bräuche aufgenommen. So entstehe heimatliche Geborgenheit bei den siebenbürgischen und auch oberbergischen Bewohnern. Durch die Nachbarschaft von Grundschule und Kindergarten begegnen sich täglich Kinder und Senioren. Sie schauen sich in die Augen, manches Lächeln erhellt die Züge der alten Menschen. Der Zukunft sehe man so mit Zuversicht entgegen, meinte Franchy abschließend.

„Man kann alles, was man ernstlich will“, dieses Zitat von Adele Zay habe sich erfüllt, meinte der Schirmherr der Veranstaltung und Landrat Hagen Jobi, der Glückwünsche des Oberbergischen Kreises überbrachte. Er ziehe seinen Hut vor der Arbeit des Vorstandes, die „immer ehrenamtlich“ sei. Er sprach die Hoffnung aus, dass Toleranz und Nächstenliebe weiter Leitfaden der erfolgreichen Arbeit seien.

Der Hilfsverein habe sich einer Herausforderung gestellt, die mit Blick auf die demografische Entwicklung immer wichtiger werde. „Sie erbringen eine Leistung von unschätzbarem Wert, Rat und Verwaltung wissen das zu würdigen, betonte Wiehls stellvertretender Bürgermeister Wilfried Bast. Grüße der Verbundenheit und gute Wünsche aus dem Bundesinnenministerium überbrachte Staatssekretär und Aussiedlerbeauftragter Dr. Christoph Bergner. Es sei schon eine besondere Leistung, sich in eine neue fremde Umgebung zu integrieren und zum anderen die Eigenart bewahren. Mit Blick auf Defizite in der Altenpflege in Rumänien, aber auch bei der Verwaltungsarbeit sah Bergner diese Veranstaltung als ermutigendes Signal zum Gedankenaustausch.

Die Menschen, die den Verein tragen und mit Leben erfüllen seien Sinnbild des sozialen Gefüges. Kindergarten und Altenheim seien wie eine Klammer, die das ganze Menschenleben umfasse, resümierte CDU-Landtagsmitglied Bodo Löttgen. Der Kindergarten entlasse die Jüngsten gestärkt ins Leben und das Altenheim sei da, wenn sie alt werden.

Seit 50 Jahren sei der Hilfsverein eine Konstante in einer sich stetig ändernden Umwelt, lobte Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender vom Verband der Siebenbürger Sachsen. Altenheim und Kindergarten seien moderne und zeitgemäße Häuser und haben sich auch den oberbergischen Mitbürgern geöffnet.

„Wir sind nicht reich mit Geld aber mit großem kulturellen Erbe und geistlichem Schatz gesegnet“, erklärte Reinhard Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. aus Hermannstadt/Rumänien. Er brachte als Zeichen der Wertschätzung unter anderem drei Orgelpfeiffen aus Nord- und Südsiebenbürgen mit, die er als Zeichen der Heimatverbundenheit an Kurt Franchy überreichte. „Heimat ist dort, wo man liebevolle Zuwendung erfährt. Es scheint, dass es euch hier in hohem Maße gelungen ist“, betonte Hermann Schuller, Vorsitzender Hilfskomitee Siebenbürger Sachsen. “ Ameisen gleich, ohne Tamtam, ohne viele Worte, dafür mit Taten, arbeitet der Hilfsverein seit Jahren“, meinte Pfarrer Frank Müllenmeister und erbat Gottes Segen für die bevorstehenden Aufgaben.

„Als Frau freut es mich, das eine Frau als Namensgeberin ausgesucht wurde, das ist nicht selbstverständlich“, sagte Enni Janesch, Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe. Von Anfang an habe zwischen Hilfsverein und Landsmannschaft eine enge und gute Zusammenarbeit bestanden, weil gleiche Ziele verfolgt worden seien.

Altenpflege ist kein Hauptwort in Rumänien

Zutiefst betroffen und nachdenklich machte ein Referat über Altenpflege und Hospizarbeit in Siebenbürgen von Ortrun Rhein, Leiterin des Altenheims „Dr. Carl Wolf“ in Hermannstadt. Obwohl immer mehr ältere Menschen auf Hilfe angewiesen seien, sei „Altenpflege kein Hauptwort in Rumänien“. Auf politischer Ebene würden für hilfsbedürftige Senioren keine Lösungen angeboten, berichtete Rhein bei der 50-Jahrfeier des Adele-Zay-Vereins, der das Heim in Siebenbürgen unterstützt.


Ortrun Rhein

Trotz vieler Regelungen und Kontrollen der Gesundheitsbehörden sei es jedoch möglich, unter Schirmherrschaft der Kirchen, eine Betreuung anzubieten und „das Altenheim zu einem Zuhause zu machen.“ Das Altenheim habe Modellcharakter in Siebenbürgen. Aber – so lange man nicht eine Insel bleiben wolle, müsse gemeinsam an Konzepten für Altenheime gearbeitet werden.

„Diejenigen, die am Ende des Lebens Schmerzen haben und anderen oft eine Last sind“, so Rhein „werden auch ohne Geld im Hospiz behandelt“. „Hier sehen wir, wie wenig ein Menschenleben zählen kann. Nicht der Tod, sondern die Würde, die den Menschen abgesprochen wird, macht ihn klein.“ Hier tue sich eine Welt auf, die man so im Altenheim nicht kenne. „Verwandte erscheinen nicht aus Scham darüber, dass sie das Geld für den Sarg nicht aufbringen können.“ Würde hänge hier mit dem gesellschaftlichen Status zusammen.

Ursula Schenker

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