Neustart miteinander

Mit „Grüße aus dem Egerland“ bewies das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe unter Leitung von Michael Schumachers beim Kultur- und Begegnungsabend wie schön Blasmusik klingen kann.  Und die rund 300 Gäste, die wegen der Pandemie nach langer Zeit mal wieder ins Kulturhaus kamen, um den „Neustart miteinander“ zu feiern, zeigten wie groß ihre Freude darüber ist und klatschten von Anfang rhythmisch mit.

Es war ein gelungener Abend, den Blasorchester,  Honterus-Chor, Männergesangverein und die siebenbürgischen Tanzgruppen Wiehl-Bielstein servierten. Sie nahmen damit an einem Programm teil, mit dem das Land NRW  eingetragene Vereine finanziell unterstützt, damit sie nach Corona und Lockdown den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter festigen und mit neuem Leben erfüllen. Uli Frommold, der als Moderator fungierte, sprach den Organisatoren unter Leitung von Dr. Hans Franchy, Vorsitzender Deutsch-Siebenbürgisch-Rumänischer  Freundeskreis Wiehl-Bistritz, Dank aus für die große Mühe, die man sich gegeben habe, um nach eineinhalb Jahren endlich wieder einmal miteinander auftreten zu können. Besondere Grüße gingen an Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker und Altbürgermeister Ovidiu Cretu, der aus Bistritz angereist war und 2016 federführend die Städtepartnerschaft signierte .

„Wir sehnten uns danach wieder miteinander den Neustart zu beginnen“, sagte Stücker und dankte den ehrenamtlichen Mitarbeitern, auf die man sich immer verlassen könne, für ihr Engagement. Bei Cretu bedankte er sich für das Gastgeschenk in Form von hochgeistigen Getränken und versicherte, dass er mit seiner Mannschaft immer wieder gerne nach Bistritz komme. „Achten Sie weiter auf sich und Corona. Wir sind noch nicht da durch“, mahnte Stücker abschließend die Gäste, die nach der 3G-Regel ins Haus durften.

Ovidiu Cretu spricht ein Grußwort, links das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe, rechts der Honterus-Chor. Foto: Günther Melzer
Ovidiu Cretu spricht ein Grußwort, links das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe, rechts der Honterus-Chor. Fotos: Günther Melzer

Ovidiu Cretu betonte in seinen Grußworten „Respekt und Wertschätzung“ gegenüber den Siebenbürger Sachsen. Er bedauerte „aufrichtig“, dass der amtierende Bistritzer Bürgermeister der Einladung nach Wiehl nicht gefolgt sei, um Zeichen zu setzen, die ausgezeichneten Beziehungen fortzuführen. Gemeinsam habe man in den zwölf Jahren seiner (Cretu) Amtszeit viel erreicht: Er habe es als ehrenvolle Aufgabe angesehen, die große Vergangenheit von Bistritz – definitiv  eine sächsische Vergangenheit – nicht zu vergessen. Gemeinsam habe die Stadtverwaltung mit der HOG Bistritz-Nösen Maßnahmen ergriffen, die gezeigt haben, „dass wir stolz auf die Geschichte unserer Stadt sind und wir diejenigen ehren, die sie erbaut haben.“ Er habe Ortsteilen wie Heidendorf, Pintak, Windau, Schönbirk sowie einigen Straßen und Gässchen (Holzgasse, Beutlergasse, Rossmarkt, Marktplatz) ihre sächsischen Namen wieder gegeben und neue Straßen nach sächsischen Persönlichkeiten benannt wie Franz Schreiber, Georg Fisheer, General Zenner und Denkmäler berühmte Vorläufer aufgestellt (Georg Pfaffenbruder, Georg Fisher).

Historische Gebäude  und Landschaften seien renoviert und wiederbelebt worden. Der Gewerbeverein, das Dominikanerkloster, die Minoriten Kirche, das Haus mit den Löwen, die ehemalige Landwirtschaftsschule und das evangelische Gymnasium, der Kleine Ring sowie der Schullerwald. Sächsische Traditionen wie Ostermarkt, Pfingstfest und Jahrmarkt seien wieder aufgenommen worden. 2010 und 2019 fanden in Bistritz große Sachsentreffen statt.

Drabenderhöhe sei einer der Punkte auf der Europakarte, an denen die Sachsen ihr soziales, kulturelles und konfessionelles Leben wieder aufgebaut haben. In fast jedem Haus finden sich  Erinnerungsstücke aus Siebenbürgen und die Menschen sprechen mit Nostalgie, Liebe und Pathos über ihre Herkunftsorte, „weil sie die Heimat ihrer Vorfahren im Herzen tragen“. Cretu erinnerte abschließend noch an zwei Gedenkstätten: Eine auf dem Bistritzer Dominikanerplatz, die die herzzerreißende Trennung von der Heimat symbolisiert und eine  am Kreisverkehr in der hiesigen Siedlung, die den Neuanfang, die Verwurzelung in der neuen Heimat zeigt.

Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer
Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer

„Es ist so schön, endlich wieder kulturtreibende Vereine auf der Bühne zu sehen“, meinten Mitglieder der Heimatortsgemeinschaft Bistritz-Nösen, die auch längere Anfahrten in Kauf genommen haben, um sich mit ihren Landsleuten zu treffen. Aufmerksam lauschten alle dem Honterus-Chor  mit Dirigentin Regine Melzer, der mit Liedern wie „Herr deine Güte“, „Träume im Wind“ und „Zauber der Nacht“  erfreute. Begeisterung löste der MGV unter Leitung von Hubertus Schönauer unter anderem mit dem heiteren Lied „An der Bar“ aus: „Ach wie sehn´  ich mich nach dir, heißgeliebte Flasche Bier“ . Und als nach dem lauten Ruf: „Wer gibt jetzt ein Kölsch aus?“ die Finger der Sänger auf Bürgermeister Stücker zeigten, schmunzelte das Publikum.

Die siebenbürgische Jugend- und Erwachsenen-Tanzgruppe Wiehl-Bielstein
Die siebenbürgische Jugend- und Erwachsenen-Tanzgruppe Wiehl-Bielstein

Als Augenschmaus und Rarität, deren Tradition man unbedingt erhalten sollte,  bezeichnete Frommold die siebenbürgische Jugend- und Erwachsenen-Tanzgruppe Wiehl-Bielstein, die unter Leitung von Jana, Birgit und Horst Kessmann unterschiedliche Tänze zeigten und in ihren herrlichen Trachten über die Bühne wirbelten.

Eingeleitet wurde das Fest mit einer kleinen Andacht von Agnes Franchy-Kruppa und dem Blasorchester, das „Großer Gott wir loben dich“ spielte. Die Pfarrerin lobte Dr. Hans Franchy als Motor der Veranstaltung für die Arbeit und den Mut, „dass wir uns an diesem Abend begegnen dürfen“. Aber auch Gott verlasse die Menschen nicht, sagte Franchy-Kruppa, deshalb galt auch ihm großes Lob.

Der MGV Drabenderhöhe
Der MGV Drabenderhöhe

Ein schöner Abschluss war das gemeinsam von MGV und Gästen gesungene Lied „Wahre Freundschaft“. Zu den Klängen von Helmut Kasper und seiner Amazig-Band durfte danach getanzt werden. Eingeladen zur ersten Veranstaltung nach den Einschränkungen durch die Pandemie hatten die Stadt Wiehl, der Partnerschaftsverein Wiehl-Bistritz, die Kreisgruppen Drabenderhöhe und Wiehl/Bielstein im Verband der Siebenbürger Sachsen sowie die HOG Bistritz-Nösen. Für den gelungenen Abend bedankte sich Hauptorganisator Hans Franchy bei allen Mitwirkenden und bei Anita Gutt, Horst Kessmann und Alexandra Noss von der Stadt Wiehl: „Wir sind das Risiko eingegangen, haben oft zusammen gesessen und den Abend geplant. Es hat sich gelohnt.“

Bericht: Ursula Schenker
Fotos und Video: Günther Melzer

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